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[   Band 7 Brief 131:    Caroline an Humboldt     Berlin, 22. April 1826   ]


haupteten und die Frau in die Sklaverei nach Konstantinopel
schickten. Oft hatte man uns erzählt, wie sehr diese Familie sich
liebte, und wir hatten oft unsern unschuldigen Scherz gehabt, da
es hieß, die Frau, die einen ausnehmend schönen Kopf hatte, aber
zu einer vollkommenen Schönheit zu klein und kugelrund war, äße
täglich force Reis mit Milch gekocht, um fetter zu werden, weil
ihr Mann das wünsche. Die Arme, wie wird sie nun in dem
verödeten Leben sich nach Rom zurücksehnen, wenn nach solchem
greulichen Anblick, mit eigenen Augen gesehen, noch eine so stille
Empfindung wie Sehnsucht im zerrissenen Busen Raum hat. Oh,
Rache muß da kühlende Wohltat sein!


132. Humboldt an Caroline                     Breslau, 25. April 1826

Wie ich mich hinsetze, Dir zu schreiben, liebe Seele, zeigt mir
Wilhelm seine schönen roten Schuh und ruft aus aller
Macht: »Sieh doch, Großvater, die roten Schuh!« Er
stand gestern mit Marie Lisa an der Tür, als ich eben um 6 Uhr
ankam. Er war spazieren gewesen, und der Vater hatte ihm gesagt,
hinaufzugehen. Er hatte aber gesagt: »ich muß den Großvater ab-
warten«. Heute früh hat er sich schon um 6 aufgerichtet im Bett,
um zu mir zu kommen.
Ich bin also hier, bestes Kind, und bin gestern mit drei Deiner
Briefe sehr glücklich gewesen. Du liebes, gutes Herz bist gewiß noch
mit der Hand sehr behindert und hast so viel und so hübsch, auch von
Hand so hübsch geschrieben. Und so viele Neuigkeiten! Denn ich
weiß gar nichts und habe noch nie in solcher Ruhe von der Außen-
welt gelebt. Ich sterbe ihr auch immer mehr ab. So habe ich
mit Staunen bemerkt in Ottmachau auf dem Altan, daß, wenn
ich das linke Auge zumache, ich mit dem rechten auch nicht einmal

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