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[ Band 7 Brief 127: Humboldt an Caroline Ottmachau, 10. April 1826 ]
Schaube. Unglücklicherweise liebt der Mann weitschweifige Ein- gänge und fängt seine meisten Perioden mit »obgleich« an. So stand auf der ganzen ersten Seite nichts weiter, und ich sah den traurigen Schluß schon voraus. Allein die zweite Seite war der Triumph. Er will pachten, er verlangt Tag und Ort zu wissen, wo er mich sprechen kann. Er hatte zwölf Meilen weit einen reitenden Boten geschickt, es mußte ihm also doch daran liegen. Ich antwortete gleich, ließ den Boten und das Pferd köstlich be- wirten und war schon darüber sehr froh. Gleich nach meinem Essen kam Dein nach Glatz geschriebener Brief vom 8. Darüber wirst Du Dich wundern. Da aber die Briefe mit der Post von dort acht Tage hierher gehen, so hatte ich auf der Post in Glatz bestellt, mir die aus Berlin und Oschers- leben ankommenden Briefe mit einem Boten zu schicken. Dein lieber, lieber Brief kann nie zu teuer sein (es kommt übrigens auch nur einen Silbergroschen auf die Zeile) und dann, liebes Herz, muß man bei Negotiationen so etwas nicht sparen! Bernstorff geht bloß darum mit der preußischen Politik so lahm, weil er nicht genug Kuriere nach Paris schickt. Alles kommt auf die Schnellig- keit der Kommunikationen an. Ich habe Schlesien so in Aufruhr gesetzt, daß überall Briefe von mir laufen, und meine Sehnsucht nach einem Pächter allgemein bekannt ist. Auch Herrn Schaube hatte mein Brief enchantiert und gleich wieder zu schreiben be- wogen, denn er hatte ihn doch bekommen. Allein ich mache darum den Leuten doch die Sache nicht zu leicht. Ich tue, als wollte ich alles selbst administrieren, habe einige Phrasen und besonders an den Schafen selbst einige Griffe über die Wolle gelernt, und spreche so unerschrocken von Schafen, wie ein Löwenwärter von Löwen. Wirklich weiß ich nun so viel, daß ich heute einen deut- lichen Unterschied zwischen einem Ritterwitzer und einem Eckers- dorfer Schaf bemerkt habe. 246