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[ Band 7 Brief 127: Humboldt an Caroline Ottmachau, 10. April 1826 ]
127. Humboldt an Caroline Ottmachau, 10. April 1826 Ich habe heute früh, liebste Li, einen Brief für Dich in Glatz auf die Post gegeben, schreibe Dir aber diese wenigen Zeilen, um Dir meine glückliche Ankunft hier zu melden. Mit meinem Geschäft geht es so schlecht als möglich. Meine Hilfstruppen sind ausgeblieben. Es ist niemand von Meyer ge- kommen, auch kein Brief, was mir unbegreiflich ist. Der Schaube, der pachten wollte, ist den 8. morgens gekommen und nachmittags schon weggegangen. Ich erfuhr erst am 7. von ihm, schickte ihm gleich einen Expressen, aber mein Brief hat ihn nicht mehr ge- funden. Bis zum 15. wollte er sich definitiv erklären. Aber aus dem kurzen Aufenthalt muß ich schließen, daß er die Lust verloren hat. Meine Heiterkeit pflegt im Unglück zu wachsen. Ich werde morgen grübeln, wie ich das Ding nun anfange. Aber die Schale der Malepartusburg *) steigt, und ich werde ihr bei allem diesem Mißgeschick nicht entgehen können. Den 11. Kind, ich bin wieder oben auf! Es ist unglaublich, wie tief wieder die Schale der Malepartusburg gesunken ist. Höre nur. Ich schrieb Dir gestern, und nach diesen schlimmen Aspekten er- wachte ich heute früh wie Lenore aus schweren Träumen von lauter Pächtern, vielem Vieh usw. Indes was war zu tun? Ich mußte aufstehen und das Leben beginnen. Beim Kaffee meldete mir Grimm einen Boten zu Pferde an. In den griechischen Tragödien kommen auch alle Katastrophen durch Boten. Ich ließ also den Boten in natura hereinkommen. Sein zerlumptes Wesen schien eine Trauerbotschaft anzukündigen. Es war ein Brief von Herrn ——— *) Freiherr v. Falckenhausen hatte seinen Neffen gleichen Namens zum Administrator von Ottmachau empfohlen. 245