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[ Band 7 Brief 126: Humboldt an Caroline Eckersdorf, 8. April 1826 ]
Bei den weitläufigen Anstalten, die man in dieser Familie für die einfachsten Sachen hat, fällt mir auch ein, daß die Mutter Magnis von Zeit zu Zeit wegen der Zähne der Familie und der ganzen Umgegend den alten Lautenschläger aus Berlin kommen läßt. Dieser reist dann mit einem Gehilfen mit Extrapost hierher und bleibt einige Wochen hier. Die Reise wird ihm natürlich und dann der ganze Aufenthalt bezahlt. Nach solcher Operation bleibt dann aber auch in der ganzen Grafschaft Glatz kein hohler Zahn. Den Knechten und Mägden, allen wird ausgezogen. An diesen muß es der Lautenschläger gratis verrichten. Diesen Sommer wird so eine Mundreinigung vor sich gehen. Dabei bleibt es aber doch eine sehr angenehme und gute Familie, in der ich ganz aufrichtig sehr gern bin und mich gut amüsiere. Vorzüglich gern habe ich die jüngste der beiden unverheirateten Töchter. Die ältere Schwester macht alle Abend nach Tisch eine Patience, die Wilhelm mit großem Interesse, aber mit vieler Gemächlichkeit seine Pfeife rauchend, dirigiert. Gestern haben wir durch die Patience erforscht, ob ich werde einen guten Pächter in Ottmachau bekommen, und es ist glänzend ausgefallen. Die Octavie trinkt auch kein Bier, sie und Anton sind die Reinen. Schrecklich, unerhört, nicht zu begreifen ist es, daß die Frau von Anton, die geborene Stadion, Bier trinkt, und zwar sogar zwischen der Suppe, das heißt, indem sie an ihrer Suppe noch ißt. Er jammert auch darüber, aber setzt es nicht durch, es abzuschaffen. Bei Tisch sitze ich zwischen der Tante Götz und der Luise, und wo ich hinsehe, ist Bier. Wilhelm trinkt gar Bier zwischen Tee mit Rum. Man sollte gar nicht glauben, daß man so weit kommen könnte. Ich habe wirklich nötig geachtet, mir alle Biersuppe zu verbitten, denn wo das Bier wie ein honettes Getränk behandelt wird, ist man zu allem fähig. 244