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[ Band 7 Brief 125: Humboldt an Caroline Eckersdorf, 5. April 1826 ]
zweiten, sonst auch ganz gebräuchlichen Weg, der wurde aber mit jedem Schritt schlechter und endlich so, daß das eine Pferd keinen Fuß mehr setzen konnte, sondern zuletzt ganz hinfiel. Wir mußten aussteigen und den Wagen mit einem Pferde herausziehen. Wären die Pferde nicht musterhaft geduldig gewesen und hätte der grüne Wagen nicht die Kunst, seine Glieder, im Bewußsein seiner Schwäche, mit wirklich unendlichem Verstande zusammenzuhalten, so wäre alles in tausend Stücke gegangen. So kamen aber er und ich wohlbehalten hier an. Falckenhausen fand ich übrigens nicht, die Frau lag im Bett, und so betrat ich die Burg gar nicht, sondern fuhr nun den einzigen schmalen Weg, der noch den Zu- gang erlaubt, herunter und auch durch schreckliche Wege hierher. Ich kam gegen 12 an und wurde wirklich mit großer Liebe und Freundlichkeit empfangen. Die Magnis hat sich auch nicht um ein bißchen verändert. Sie ist wie den Tag, wo ich sie zuletzt sah, wirklich eine schöne alte Frau. Die beiden Söhne sind auch hier und die beiden unverheirateten Töchter. Den 6. Ich habe eben gefrühstückt, liebe Seele, und wünschte Dir wohl ein solches Frühstück. Der Kaffee sehr gut, jedoch nicht besser als bei uns, bei Mathilden ist er mir besser vorgekommen. Aber die Sahne über die Begriffe von guter Sahne, dazu ein selbstgebackenes Weizenbrot, das vollkommen einer Pariser Brioche gleicht, und (die ich freilich den Morgen nicht esse) Butter, wie ich sie wirklich nie sonst, und selbst hier nicht gesehen habe. Die alte Magnis hält nur zwei Kühe, die aber immer frischmelkend sein müssen, und läßt sie bloß mit Heu und einer Mohrrübensuppe füttern. Das Heu wird aber auch besonders für sie ausgewählt. Dann gibt eine solche Kuh 17 bis 18 Quart Milch. Daß die Butter dabei sehr teuer wird, versteht sich von selbst, aber in Berlin be- zahlte man sie so frisch auch gewiß gern mit einem Taler. Das 240