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[ Band 7 Brief 124: Humboldt an Caroline Breslau, 2. April 1826 ]
Allein immer bleibt es wahr, daß die schlechten Zeiten allein das Unglück nicht machen würden. Das Unglück ist, daß alle Guts- besitzer fast so viel Schulden auf ihren Gütern haben, daß sie ihnen im Grunde nicht gehören. Morgen reise ich nach Glatz und bin übermorgen bei der Magnis. Zwischen dem 10. und 13. denke ich in Ottmachau zu sein. Mit meiner Gesundheit geht es sehr gut, ich habe auch unterwegs nichts gehabt. In Neusalza sind die Betten auch schmaler und kürzer geworden. Es war ein neues Mädchen im Hause, die erst den Tag vorher angekommen war. Die fand die Betten selbst schrecklich. In ihrem Lande, sagte sie, wären sie halbmal so lang, sie sprach so begeistert von ihrem großbettigen Lande, daß ich immer ausrufen wollte: Dahin, dahin laß uns, Geliebte, ziehen! Denn wenn man so eben am Rande solchen kurzen Bettes steht und gerade hineinsteigen soll, wird einem ganz weich zumute. 125. Humboldt an Caroline Eckersdorf, 5. April 1826 Montag früh reisten Hedemanns ab, und eine halbe Stunde später, um 9, ich. Ich kam den Abend in Glatz, bei einbrechender Nacht, an und wohnte ziemlich leidlich in der Krone, wo ich mit dem seligen Staatskanzler 1813 auf der Reise zur Herzogin von Sagan gefrühstückt und mit Bülow 1817, als wir von Ottmachau kamen, geschlafen hatte. Ich fuhr gestern von Glatz um 1/2 8 weg und wollte nach Pischkowitz zu Falcken- hausen. Das ist aber eine wahre Malepartusburg, und es ist wie zu einer belagerten Festung schwer zu ihr zu kommen. Mein Postillon versuchte es auf dem gewöhnlichen Wege, allein da war eine Brücke entzwei und wir mußten umkehren; nun nahm er einen 239