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[ Band 7 Brief 125: Humboldt an Caroline Eckersdorf, 5. April 1826 ]
Essen ist wie sonst, nicht schlecht, aber nicht à la hauteur der Butter, und das gewiß nur, weil man es nicht ländlich genug einrichten will. Kein sonderliches Fleisch, kein kräftiges Gemüse, bei der Mutter auch kein frühes, sie schilt auf alles, was außer der natür- lichen Zeit ist, und hält lange Dissertationen, daß man sich auf bestimmte Zeiten des Jahres freuen und nicht die Natur umkehren muß. Darüber kriegt man aber kein junges Gemüse. Gestern aß ich beim ältesten Sohn. Da ist unter demselben Dach eine Stadt- eleganz, nichtmoussierender Champagner in Eis, andere feine Weine, eine ebensolche und gute Küche, gegen die sich aber doch sagen ließe. So waren die frischesten Forellen, die ganz einfach vor- trefflich gewesen wären, in Gelee und Gott weiß was eingepackt. Die Frösche spielen bei Mutter und Sohn eine große Rolle. Bei der Mutter waren sie neulich frittiert, und beim Sohn gestern Koteletten davon. Es kotisieren sich nämlich mehrere Frösche, so ein Kotelette hervorzubringen. Es schmeckt aber recht gut. Beim Dessert habe ich viel an die kleine Adelheid gedacht. Wir hatten Erdbeeren, die ich habe fast ganz allein verzehren müssen, ich werde hier nämlich sehr verzogen. Ich hätte ihr so gern welche hingewünscht. Mein Leben ist ziemlich wie sonst hier, nur etwas mannig- faltiger durch die Söhne. Mit der Mutter allein bin ich bis jetzt die Nachmittage gewesen, wo wir dann kein Licht kommen lassen, und vermutlich bei den schwälenden Kohlen des immer glühenden Kamins wie zwei abgeschiedene Geister aussehen. Abends Es ist sehr schmeichelhaft, liebes Kind, daß Caroline und Du es ohne mich so öde und langweilig im Hause findet. Ich bin auch recht ungern weggegangen, das versichere ich Dir, und habe Dich sehr ungern verlassen. Die wahre Heiterkeit ist immer nur, wo man zusammen ist. So gut es mir aber gehen konnte, ist es mir bis jetzt wirklich gegangen. Es ist diesmal viel amüsanter hier 241