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[   Band 7 Brief 116:    Caroline an Humboldt     Marienbad, 12. September 1824   ]


116. Caroline an Humboldt          Marienbad, 12. September 1824

Dein teurer, lieber, umständlicher Brief vom 2. hat mir die
größte Freude gemacht, teuerstes Herz. Mein Befinden
war die Tage her nicht besonders; Rust behauptet, das
sei die Krise, es müsse so sein. Wir wollen also das Beste hoffen.
Nach 28 Moorbädern ist es mir erlaubt aufzuhören, und ich reise
daher heut über acht Tage, den 19., ab, und bin, so ich keinen
Aufenthalt erleide, den 22. in Berlin.
Der Saal und Dein künftiges Zimmer in Tegel sind also
eingerichtet. Ich freue mich sehr, es zu sehen, und freue mich un-
endlich der Freude, die Dir die Vollendung dieses wirklich lieblichen
Hauses gewährt, teuerstes Herz. Den verschmähten Römerkopf
also hast Du in Dein Schlafgemach genommen? Seinen Ernst
mag ich wohl, der stößt mich nicht zurück, aber seine Dürftigkeit,
selbst Dürftigkeit an Ernst, die mag ich nicht, und die ist sein
Hauptzug. Ihn zwischen die schönen Torse zu stellen wäre sehr
ridikül gewesen. Rauch hat oft bizarre Ideen, und alles Bizarre
ist ein Feind des Schönen, des wahrhaft Schönen. Es war auch
vielleicht nur sein Spaß. Auf die Gruppen freue ich mich un-
endlich, besonders auf die Arria. Gewiß ist es eine himmlische
Gestalt. Diese Größe, dieser Schmerz und diese Haltung im Schmerz,
der nicht allein um das entfliehende Leben scheint, sind sehr groß-
artig. Es ist eine der großen Gestalten des griechischen Trauer-
spiels, die man verwirklicht sieht.
Wenn nur Alexander in Paris nicht ernstlich erkrankt ist.
Ich habe keinen Glauben an seine zweite Reise, aber das bleibt
unter uns. Mit den Künstlern, die man so nach Paris schickt,
hat er recht, es ist eben hinlänglich, um das Leben zu fristen,
was man ihnen gibt, nicht, um es auszubilden.
Ach nein, der Dr. Martius hat mir seine Reise nicht verehrt,

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