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[ Band 7 Brief 115: Humboldt an Caroline Tegel, 9. September 1824 ]
gung, alles zu offenbaren, Einhalt getan und mich innerhalb der von Dir vorgeschriebenen Schranken, gehalten. Wir haben heute, liebe Seele, Deinen Brief bekommen. Er hat uns die innigste Freude gemacht, vorzüglich weil er uns den Tag Deiner Ankunft sagt. Es ist also dies schon der letzte Brief, den ich Dir schreibe. Was uns aber schmerzt, ist, daß Deine Ge- sundheit doch nicht so gut ist, als wir nach dem Gebrauch des Bades hofften. . . . Diesen Brief empfängst Du also am 18., dem Vortage Deiner Abreise. Den 10. Gestern waren wir in einer fürchterlichen Konfusion. Bülow hatte vorgestern gesagt, Colomb hätte sich hier auf gestern nach- mittag anmelden lassen. Ich, meiner Gewohnheit nach, wollte ihn zu Mittag bitten lassen. Aber die Kinder hatten so komische Ein- wendungen von einem Huhn in der Suppe, das nicht mehr zu ändern stehe, und wo hernach zum Braten keine Ente kommen könnte, weil nach dem Kochbuch nur immer eine Schüssel fliegen dürfe, daß förmlich beschlossen wurde, die Anmeldung zu ignorieren. Aber das Schicksal geht seinen Gang sicher und still. Kaum hatten wir gestern, also um 3/4 3 abgegessen, so fuhren Colombs vor und zwar ungegessen. Gabriele hat sich mit Ruhm bedeckt. In einer halben Stunde hatten sie fünf Schüsseln, und doch hatten wir keinen Braten gehabt. Aber es wurde auch alles, was in und um das Haus war, augenblicklich ermordet. Die Maler hat bloß ihre Magerkeit gerettet. Lebe wohl, inniggeliebtes Herz, umarme Carolinen und kommt recht bald. Ewig Dein H. 221