< zurück Inhalt vor >
[ Band 7 Brief 113: Humboldt an Caroline Tegel, 2. September 1824 ]
Quälereien durchzudrängen, ohne darum untugendhaft zu werden, ist wirklich keine leichte Kunst. Alexander schreibt auch von dem jungen Maler Meister, der nach Paris geschickt ist. Er lobt ihn besonders für das Malen von Pferden, wehklagt aber sehr darüber, daß er nur dreihundert Taler jährlich bekommt. Tout cela, sagt er, revient sur moi; les misères s’attirent naturellement. Der junge Kunth, der jetzt hier ist, versichert aber, daß Alexander mit der neuen Ausgabe seines letzten geognostischen Werks 30- bis 40 000 Franks verdienen würde. Ich glaube noch nicht daran. Alexander stellt sich immer die Sachen groß vor, und hernach kommt nicht die Hälfte heraus. Kunth glaubt an Alexanders zweite Reise, nur hält er sie nicht für so nahe. Er meint, der Gedanke bestätige sich in ihm, daß er von dieser Reise nicht zurückkommen wolle, sondern daß sein Plan sei, den Rest seines Lebens außerhalb Europa zuzubringen. Nun, sagt er selbst bisweilen, sei es so wichtig nicht, wann er abgehe. Er scheint immer die Idee zu haben, nach Mexiko zu gehen und von da aus Reisen in andere Teile von Amerika und auch Asien zu machen. Es schmerzt mich, daß Du mich am 15. nicht an den armen, lieben Wilhelm erinnert hast. Mir geht es immer wunderbar mit den Tagen. Sie sind das, was mich am wenigsten erinnert, und wo ich sie auch sehr gut weiß, fallen sie mir nicht ein. Du hast sehr recht, daß wir noch einmal das Grab der lieben Kinder be- suchen sollten, und ich denke oft an eine Reise nach Italien, die auch Dich und Carolinen sehr erheitern würde. Nur zwei große Steine des Anstoßes weiß ich, wenn ich mitreise, nicht zu heben, das sind Theodor und Hermann. Wir müßten doch auch min- destens ein Jahr bleiben, sonst ist es nichts Rechtes, und da habe ich Besorgnisse für beide. Theodor nimmt sich leicht viel heraus, wenn er sich mit unsern Gütern so allein überlassen ist, und Her- 218