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[   Band 7 Brief 100:    Humboldt an Caroline    Rudolstadt, 21. November 1823   ]


Dein spanisches Manuskript habe ich wieder, sehr schön in roten
Cordouan eingebunden. Die Grammatik einer amerikanischen Sprache,
die ich hier auch in einer Handschrift aufgefunden, ist höchst wichtig
und ein wahrer Fund, ich bringe sie mit. Nun lebe wohl, innigst-
geliebtes Kind.           Ewig Dein H.


101. Caroline an Humboldt               Berlin, 22. November 1823

Ich habe Deine zwei lieben Briefe aus Weimar gestern und
vorgestern bekommen, mein teuerstes Herz, und sage Dir
den innigsten Dank für Deine Liebe und daß Du mir
so viel schreibst. Vor allem freut es mich zu hören, daß es mit
Deiner Gesundheit doch im ganzen besser ist. . . .
Mit Goethens Übelbefinden ist es doch sehr schlimm. Einmal
bringt es Dich sehr um die reine Freude und Genuß des Gesprächs,
tausend Rücksichten wegen seines Alters und der Folgen, die auch nur
ein zu aufgeregtes Gespräch haben könnten, treten ein und verkümmern
die Freude der gegenwärtigen Stunde. Aber mir ist auch bange, daß
es mit dem großen Mann ernstlich zu Ende geht. Eine so be-
deutende Krankheit, wie die seinige im Februar und März d. J.
war, bleibt im 73. und 74. Jahre selten ohne Folgen. Wenn er
geschieden sein wird aus dem Leben, wird es doch für das Leben
selbst gleichsam wie eine ungeheure Lücke sein, und eine Leere in der
eigenen Brust für jeden, der ihn empfunden hat.
Die Stelle aus Deinem eigenen Briefe an Caroline Wol-
zogen aus dem Jahre 90 hat mich aufs neue tief beschämt. Mein
Herz, tue mir das nicht an, mir zu sagen, wie hoch Du mich stellst.
Du glaubst nicht, wie es mich wehmütig macht und mich beschämt.
Ich bin gar sehr wenig, aber eines bin ich gewiß; bewußt unzähliger
Schwächen und demütig in mir.

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