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[   Band 7 Brief 97:    Humboldt an Caroline    Weimar, 17. November 1823   ]


wahrscheinlich eine einzige Erkältung ist, von der ich Dir auch
mündlich erzählen werde. Er kann nicht genug sagen, wie wohl
und tätig er vorher war. Es ist peinlich zu hören, daß er alle
Augenblick Ach Gott! ach Gott! sagt. Doch ist das mehr Ange-
wohnheit. Denn er klagt nicht über Schmerzen.
Die Großfürstin ist von der unendlichsten Liebenswürdigkeit
für mich. Sie hatte heute niemand als Carolinen, Lolo und
Meyer gebeten, und da sie noch ein paar bitten wollte, ließ sie
erst heute früh Carolinen schreiben, ob mir die auch angenehm
sein würden. Wir haben sie aber nicht bitten lassen. Überhaupt
behandelt man mich mit der größten Auszeichnung. Sogar Grimm
bekommt jedesmal vom Hofmarschallamt ein Theaterbillett.
Kunstsachen gibt es hier wohl vielerlei, aber nichts sehr
Schönes, gar keine, oder so gut als keine Antiken, sehr wenig
gute alte Bilder, nur mittelmäßige und wenig Gipse. Ich tauschte
unsere Sachen nicht gegen diese. Da man so lange Zeit zum
Sammeln gehabt, Künstler und Kenner um sich, soviel Verbindung
mit Italien und nicht wenig Geld, so ist es mir in hohem Grade
wunderbar.
Als der Großherzog hörte, daß ich nach Rudolstadt wollte,
wunderte er sich sehr, aber bald darauf sagte er: Ich begreife
schon, Humboldt macht die Reise, um alle seine Jugendwege wieder
zu gehen.


98. Caroline an Humboldt                  Berlin, 18. November 1823

Das ist ja recht fatal, daß Du Goethe krank gefunden hast,
mein teures Herz . . .
Ich bin durch Deinen Brief sehr beschämt, und wenn
Du mich liebst, so wirst Du nie wieder dergleichen schreiben. Du

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