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[ Band 7 Brief 90: Humboldt an Caroline Tegel, 30. August 1823 ]
gefallen. Er hat natürlich jetzt einen ganz anderen Maßstab als sonst. Von Larochens waren bloß er und sie mit dem kleinen Leo hier. Ich habe Dir doch neulich von der Arnim geschrieben, auch daß sie das Haus so hübsch gefunden hätte. Laroche behauptet nun, gegen ihn habe sie alles daran getadelt, außerdem hätte sie mit vielem Lachen erzählt, daß ich sehr verliebt in sie sei. Laroche hat sie ermuntert, das nur vielen Leuten zu erzählen. Sie werde dann sehen, daß es niemand glauben würde. Ich lasse es mir auch gefallen, wenn ich nur darum nicht verliebt zu sein brauche. Das wäre sonst ein hartes Schicksal. Was das Haus betrifft, so ist es sehr gut, daß man dies doch für sich selbst baut, und es also sehr gleichgültig ist, wem es sonst gefällt oder mißfällt. Das finde ich, ist weit schlimmer bei öffentlichen Gebäuden, die die Re- gierung machen läßt. Die sieht jedermann gleichsam als seine an, und da ist der Tadel viel weniger harmlos. Was Du über Goethe schreibst, teure Li, hat mich sehr interessiert und ist sehr schön. Diese Tätigkeit und dies Interesse so spät zu behalten ist wirklich sehr viel, und wenigen gegeben, und es ist ihm vor allem zu gönnen, daß er wirklich ein sehr glück- liches Alter hat. Wenn ich auch vieles in ihm, und namentlich die Leidenschaft auf die böhmischen Bäder, nicht durch mich selbst be- greife, so kann ich es mir doch erklären und finde es zusammen- hängend in ihm. Ich freue mich sehr, ihn im Herbst zu sehen. Ich fürchte aber nur, daß uns der Hof sehr stören wird. Darum hätte ich viel lieber den Besuch im Sommer gemacht. Dieser Störung ist gar nicht zu entkommen. Denn vermutlich ist Goethe doch nicht mehr so rüstig, um in dieser Jahreszeit sich nach Jena zu versetzen. Der Großherzog muß in diesen Tagen in Berlin eintreffen, und ich werde ihn dann gleich besuchen. Zu den anderen Fürst- 166