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[ Band 7 Brief 89: Humboldt an Caroline Tegel, 30. August 1823 ]
werden, er das so ausdrückte: In Hamburg dämmert der Pudding. Ich finde es sehr hübsch, und gut angebracht, hätte es Effekt ge- macht. Ich habe ihn wieder viel nach Gegenständen der Reise gefragt, allein, da ist nie viel Wesentliches aus ihm zu bringen. Als ich mit ihm spazieren gehen wollte und mich im Mühlen- gang der Mühle näherte, kam Schinkel gefahren. Mit Schinkel sind wir dann den ganzen Bau durchgegangen und haben viele Kleinigkeiten abgeredet, die noch zu bestimmen waren. Morgen ist der neue Bau so hoch, daß die Zimmerleute die Dächer richten können. Schinkel hat jetzt mit Hirt, dem Waagen *), den wir einmal im Palais des Königs sahen, Wach **) und noch einem, dessen ich mich nicht erinnere, den Auftrag, die Sollysche ***) Sammlung zu klassifizieren. Er kann nicht genug beschreiben, wie interessant das Geschäft ist und welcher Schatz doch eigentlich in der Sammlung steckt. Von jeder Schule und ihren Unterarten enthält sie Bilder, vorzüglich mehrere der schönsten Francias. Ein Rafael soll auch unbezweifelt sein, aus der früheren Schule in Mantua gekauft. Das seltenste Stück der Sammlung ist vielleicht ein echt griechisches Bild mit griechischen Inschriften. Es hat eine Jahreszahl, aber nach Erschaffung der Welt, und da nun diese Rechnung nicht überall gleich war, so kann es aus dem 7. Jahrhundert nach Christi, aber auch später sein. Am Stil erkennt man dann, daß noch 10 bis 12 andere von derselben Gattung sind. 2000 Bilder hat man, als schlecht, abgesondert, etwa 600 gleichfalls als Dubletten oder verdorben, und nun bleiben für das ——— *) Gustav Friedr. Waagen, geb. 1794, † 1868, Kunstschriftsteller, ward 1823 nach Berlin berufen, um sich an der Einrichtung des Museums zu be- teiligen. **) Karl Wilh. Wach, geb. 1787, † 1845, Maler. ***) Vgl. S. 20. 161