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[   Band 7 Brief 88:    Caroline an Humboldt     Marienbad, 31. August 1823   ]


getragen und ihr gesagt, sie würde auch in seiner Familie von
seinem Sohn und Schwiegertochter sehr geehrt und auf Händen
getragen werden. Vom Großherzog aber würde sie als seine Witwe
2000 Taler Pension jährlich haben. Das Fräulein aber, sagt die
Großmama, könne sich nicht zu einer im Alter so sehr ungleichen
Heirat verstehen.


89. Humboldt an Caroline                  Tegel, 30. August 1823

Es ist so gewesen, wie ich mir vorstellte, Du hattest Deinen
Brief dem Sekretär von Schuckmann *) mitgegeben, süßes
Herz, Schuckmann ist länger unterwegs geblieben, und
dann ist noch dadurch eine Zögerung entstanden, daß der Brief
unter Bülows Adresse in dessen Abwesenheit in sein Haus ge-
schickt worden ist. So wurde er erst erlöst, als ich Montag,
25., in Berlin mit Gabriele war. Wir gingen nämlich den Tag
hin, um Adelchen dort zu erwarten.
Es ist heute ein Tag der Störung. Denke Dir, wer sich, als
ich da unterbrochen wurde, melden ließ. Der langmähnige Cha-
misso **)! Ich hätte eher an jeden anderen gedacht. Er kam gleich
nach 12 und hat, wie natürlich, hier gegessen. Allein nachher ging
er sehr bald. Ob er gleich schwer zum Sprechen zu bringen ist,
habe ich ihn doch nicht ungern. Er hat immer etwas Originelles,
nur schade, daß es zu schwerfällig herauskommt und nicht immer
sonderlichen Gehalt hat. Heute hat sich Adelheid sehr damit
amüsiert, daß, als er sagen wollte, daß der Pudding, den man in
England sehr gut machte, höchstens in Hamburg anfinge gut zu

———
*) Friedr. v. Schuckmann, geb. 1755, † 1834, Kultusminister.
**) Adalbert v. Chamisso, geb. 1781, † 1838, der Dichter war damals
Vorsteher der königlichen Herbarien.

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