< zurück Inhalt vor >
[ Band 7 Brief 87: Caroline an Humboldt Marienbad, 25. August 1823 ]
Festungsturm von Spandau aus gesehn sähe das neue Haus wie ein marmorner Altar im Grünen aus. Ich habe den Ausdruck sehr hübsch gefunden. Den letzten Posttag habe ich Gabrielen geschrieben. Geliebtes Herz, Du wirst entschuldigen, aber ich kann nicht alles leisten. Der ganze Morgen vergeht hier mit Trinken, Baden, et tout ce qui s’en suit. Ich bin so sehr angegriffen, dennoch fange ich an, eine sehr günstige Wirkung der Moorbäder zu bemerken. Ich glaube wohl, daß dies ein gewaltiges Bad ist. Aber im Anfang der Dinge, eine Entwirrung aus einer Waldwildnis ist es zugleich. Das Badehaus und einige Hütten sind alt. Die 28 Häuser, die da stehen, alle neu. Dein Brief [vom 13. August] ist eben angekommen. Ich kann erst das nächstemal darauf antworten. Heute umarme ich Dich, Gabrielle und Adelheid und Hermann. Ach, warum muß ich hier im Moor sitzen, während Ihr zusammen seid! Der Mond war auch hier unendlich schön und geht auf über einem dunkeln Tannenwald. Adieu! 88. Caroline an Humboldt Marienbad, 31. August 1823 Von Goethe höre ich gestern, daß er es in Eger nicht hat aushalten können, sondern nach Karlsbad gegangen ist, wo das Fräulein mit ihrer Mutter ist, welches er an- betet. Sie heißt Levetzow. Es ist dies eine kuriose Geschichte, die der ganzen Familie und ihres Zusammenhangs. Genug, die Groß- eltern des Fräuleins, Herr und Frau von Brösigke, aus Preußen gebürtig, haben hier das größte Haus gebaut, wohnen im Sommer immer hier, und Frau von Brösigke hat Bekanntinnen, die in ihrem Hause wohnen, erzählt, Goethe habe ihrer Enkelin seine Hand an- 159