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[ Band 7 Brief 87: Caroline an Humboldt Marienbad, 25. August 1823 ]
Bäder. Das führte mich bis 8. oder 9. September, und vor dem 15. könnte ich dann nicht wohl in Tegel sein. Allein es kann auch schlechtes Wetter einfallen oder andere Zufälle, daß er mich früher entläßt, und dann reise ich natürlich ab. Es kann daher wohl kommen, daß ich unvermutet ankomme, da die Briefe 6 bis 7 Tage gehen. Wenn ich einen leidlichen Weg von Eger (woselbst man allemal hin muß, um aus diesem cul de sac herauszukommen), finden kann, so denke ich auf Zwickau und Leipzig zu gehen und nicht auf Dresden. In solchem Fall erspare ich mehr wie einen Tag Fahren, einen in Dresden, und nach solcher Kur wahrlich sehnt man sich nach Ruhe. Und ich sehne mich außerdem noch viel mehr nach Dir und den Kindern. Den 26. Gestern abend, wie ich von einem Spaziergang mit Carolinen nach Hause ging, denn auch am Abend lassen sie einen hier trinken, begegnete ich Hufeland *), dem Staatsrat mit seiner Frau, der die schlesischen und böhmischen Bäder bereist. Untersucht werden sie dieses Jahr. Schon Kohlrausch hat dieselbe Reise gemacht wie Hufeland, und Rust will sie noch machen. Hufeland hatte den Prälaten des Stifts Tepel, dem eigentlich das hiesige Bad gehört, bei sich, und alle einheimischen und fremden Doktoren. Er selbst ging mit in die Höhe geworfenem Kopf, als ob er oben was suchte, mit der Brille auf der Nase, und probierte alle Quellen, und der Prälat sagte immer mit einer Art geistlicher Salbung: »Der Herr Staatsrat, der Vater aller Ärzte.« Caroline und ich, wir mußten heimlich viel lachen. Morgen geht dieser Papa aller Doktoren nach Eger usw. Du bist also nun ruhig in Tegel, teuerstes Herz, und genießest die Ruhe wohl auch nach allen Irrfahrten des Sommers. Tegel muß gewiß sehr niedlich und hübsch sein. Rauch schrieb mir, vom ——— *) Christoph Wilh. Hufeland, geb. 1762, † 1836, berühmter Mediziner. 158