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[   Band 7 Brief 86:    Humboldt an Caroline    Tegel, 22. August 1823   ]


Roman, der aber gar keine Gefahr droht, fortgespielt. Sie ist
immer mit mir gegangen, hat mich ordentlich genötigt, noch allein
die ganze Lindenallee mit ihr ganz spät zu gehn, hat mich ordentlich
glauben machen wollen, sie wäre gerade jetzt in die Stadt gekommen,
weil sie gehört habe, ich käme jetzt, kurz, sehr verbindlich und
schmeichelhaft. Ich habe ihr versichert, daß ich zweifelte, daß wir
je zusammenkommen könnten und daß sie Gefallen an mir haben
könnte. Dabei aber sprach sie bisweilen auch ganz ernsthaft über
sich, ihre Lage. Es ist doch ein eigenes Geschöpf, mit der ich gar
nicht gern umgehe und die allemal eine gewisse Mattigkeit in mir
zurückläßt, der man aber Geist, und ich glaube auch, ein nur vor
Eitelkeit, intellektueller Unruhe und auch ungünstiger, äußerer Lage
nie recht aufgekommenes Gemüt nicht absprechen kann, und die
einem, wenigstens ist das meine Empfindung bei ihr, immer eine
Art Bedauern einflößt. Sie dachte den Winter in Berlin zu sein
und Haus an Haus mit uns zu ziehen.
Von Dir, teures Wesen, wissen wir noch immer nichts. Woran
das nur liegen mag? Ewig Dein H.


87. Caroline an Humboldt                Marienbad, 25. August 1823

Ich vergaß, Dir in meinem ersten Brief von hier zu sagen,
teuerstes Herz, daß ich noch Deine Zeilen vom 12. einen
Tag vor meiner Abreise aus Karlsbad empfing. Hier
nun in dieser Wildnis hat sich auch Dein folgender Brief vom
15., in Tegel geendigt, eingefunden. Ich danke innig für alles.
Ich habe nun schon zwei Wasser- und fünf Moorbäder genommen,
und Rust, der, wie ich schrieb, seit dem 22. hier ist, ist zufrieden
mit dem Effekt. Doch will er nichts über die Anzahl der Moor-
bäder bis jetzt aussprechen. Das Äußerste für mich wären 21

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