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[ Band 7 Brief 84: Humboldt an Caroline Tegel, 17. August 1823 ]
83. Humboldt an Caroline Tegel, 14. August 1823 Ich bin gestern um 8 beim schönsten Wetter und herrlichem Mondschein hier angekommen und habe Gabrielchen mit dem Kinde sehr wohl und Tegel bezaubernd schön ge- funden. Die Bäume haben seit unserer Abreise sehr an Laub ge- wonnen, der Abend war vollkommen still und lieblich, und das Haus und der See sahen im Scheine des schon sich zum Untergang neigenden Mondes wunderhübsch aus. Ich hätte unendlich viel darum gegeben, wenn Du, süßes Herz, und die liebe Caroline mit hier gewesen wären. Es ist mir recht wehmütig, alle Kinder nach- einander (denn ich bin nun bei allen, bei jedem besonders gewesen) ohne Dich, mein unendlich liebes Wesen, zu sehen. Hermännchen nehme ich mit Almus *) her, er kommt übermorgen geritten. Das Tegelsche Haus wird Dir Freude machen. Der fertige Teil ist von einer großen Zierlichkeit von außen und innen. Ich war heute im Antikensaal, er sieht doch inwendig viel größer aus, als man es erst dem Raum ansah, und die Höhe gibt ihm ein sehr schönes Verhältnis. Die Balkenlage, die ihn von der Bibliothek trennt und seinen Fußboden macht, ist ungeheuer stark und dicht und wirklich merkwürdig ineinander gefügt. Sie muß eine sehr große Last tragen können. 84. Humboldt an Caroline Tegel, 17. August 1823 Ich stand noch eben am offenen Fenster, es ist eine himm- lische Sommernacht. Der Mond ist dem Untergang nah und die Sterne scheinen dazu heller als sonst in einer Mondnacht. Du armes Kind, mußt morgen wieder reisen und ——— *) Hauslehrer. 148