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[ Band 7 Brief 79: Caroline an Humboldt Karlsbad, 6. August 1823 ]
erwarten darf. Mein Herz wendet sich in stillem und innigem Gebet zu Gott. — Wie allein ich mir hier unter dem Schwall fremdartiger Menschen vorkomme, wage ich Dir nicht zu sagen. Der General von Dörnberg *) ist allenfalls der einzige, mit dem es einem leid- licher zumute ist. Er interessiert ungemein durch seine Innerlich- keit, möchte ich sagen. Man geht gleich mit seinem Gemüt, mit seinem Herzen um. Die äußeren Formen fallen gleich von einem ab und man ist gleich im Gebiet wahren Lebens mit ihm, der tiefsten Empfindung. Da das nun von einem Mann ausgeht, der sehr männlich aussieht, eine ganz ernste militärische Tournüre hat, so hat es einen doppelten Reiz. Er ist größer wie Blücher, aber im Gesicht sieht er ihm etwas ähnlich. Seine Frau ist jetzt in Breslau, bei Tochter und Schwiegersohn **). Heute bist Du nun auch wieder da und meine Gedanken umgeben Dich sehr .. . Ich habe sehr über Deine letzten Briefe aus Ottmachau lachen müssen. Den Becher hatte ich allerdings mitgenommen. Es war ja mein Karlsbader Becher. Aber jede Tasse tat ja die- selben Dienste, Du liebes, süßes Herz! Daß du den Bürger- meister und sein Amüsement so spät ergründet hast! Dein in- discher Geist apana ist sehr hübsch und hier sollte ihm ein Tempel gebaut werden. Die Offenherzigkeit der Menschen hier über diesen Punkt ist sehr hübsch. Alle Banden der Sitte sind gelöst. Ich frug letzthin am Brunnen jemand, wie er sich befinde. »Ach, nicht gut,« erwiderte er mit einer Art Leichenbittergesicht. »Wieso?«« sagte ich. »Ich bin schon«, sagte jener, »zwei Tage so gut wie ——— *) Freiherr v. Dörnberg, geb. 1768, † 1850, war 1812 bis 1814 in russischen Diensten gewesen. **) Graf Karl v. der Gröben, geb. 1788, † 1876. Später General- adjutant Friedrich Wilhelms IV. und kommandierender General des VII. Armeekorps. 142