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[ Band 7 Brief 71: Humboldt an Caroline Ottmachau, 18. Julius 1823 ]
paar Stunden auf der Bresche und dem Altan zugebracht. Nir- gends kann man so gut zu Hause bleiben als hier. Wo man auch vom Hause weggehn mag, ist die schönste Aussicht immer die von den Umgebungen des Schlosses aus. Ich habe sie noch heute be- wundert. Sie ist größer und reizender zugleich, stiller in den fernen, sich weit auseinanderlegenden Gegenständen, und bewegter in der freundlichen Nähe, als ich leicht je eine Gegend gesehen habe. 72. Caroline an Humboldt Prag, 19. Juli 1823 Teuerstes Herz! Ich bin gestern abend gegen 8 Uhr glücklich hier angekommen und habe keinen Unfall auf der Reise gehabt, obgleich Donnerstag und zum Teil gestern das Wetter sehr schlecht, regnicht und besonders sehr kalt war. Dasselbe Gewitter, das Dienstag bei uns in Ottmachau die Luft so furchtbar drückend machte, hat ganz Böhmen sozusagen überschwemmt. In Reinerz blieb ich die erste Nacht. Auf der Post in Reinerz sind nur zwei Pferde, und ich hätte nicht weiter gekonnt, da alles erst zum Donnerstag bestellt hat. In Königgrätz fand ich meinen Lauf- zettel; die Post, die ihn hätte mitnehmen sollen, ging erst Freitag. Indessen kam ich noch so leidlich nach Gitschin, wo es wie mit Mollen goß. Ein schlechtes Wirtshaus, aber ein Aufwartmädchen, die Dich mit ihren böhmischen Reden und slawischen Manieren unendlich würde amüsiert haben. Ich bat die Wirtin um weiße Wäsche. Sie meinte, sie hätte die Betten nur gestern weiß über- zogen, und es wären drei so brave Herren gewesen, die drin ge- schlafen hätten. Überhaupt sprechen nur höchstens Wirt und Wirtin Deutsch. Postillone, Leute zum Dienst, alles, alles Böhmisch. 131