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[ Band 7 Brief 69: Humboldt an Caroline Burgörner, 7. November 1822 ]
rung der Jupitertrabanten gestellt, ihn auf das Stativ gesetzt, ihn nach dem Wagen gerichtet und nun ihren Durchgang abgewartet. Bothens Stimme verkündigte ihr Herabsteigen der Treppe. Er führte sie. Die Gestalt kann ich nicht beurteilen; da sie erst vor 6 Wochen entbunden worden ist und es ihre erste Ausfahrt war, war sie bis an das Kinn verpackt. Sie ist aber eher groß als klein. Das Gesicht ist ziemlich hübsch, eine kleine Nase, lebhafte Augen, nur sah sie sehr blaß aus. Agréments von Warzen, Pockengruben, Pickeln kann sie nicht haben. Es hätte mir der kleinste nicht entgehen können. Da ich mich, mit solcher Ver- größerung bewaffnet, so tief in die Stube zurückgesetzt hatte, daß sie mich nicht sehen konnte, blieb sie ganz in ihrem naturel. Sie hat sich auch mit Bothe die Pflanzungen besehen. Man sagt, daß sie eine gute und tüchtige Wirtin sei, der nur der Hamster- krug zu ignobel und einsam gewesen sei. Sie zieht nach Burgörner, wie andere Leute nach Paris gehen. Es ist aber auch sehr amü- sant hier. Vorräte hinterlasse ich hier für die Zukunft. Ich habe vor einigen Tagen erst 5 Pfund Kaffee und einen großen Hut Zucker gekauft. Das letzte habe ich getan, auch, weil man mit dem pfundweise Kaufen so leicht bestohlen wird. Der Hut ist sicher, seinen ewigen Formen kann man nichts anhaben. Dann habe ich den ganzen Hut geschlagen, mit eigener Hand! Daran habe ich vielleicht nicht recht getan, aber es war hier eine prächtige Schachtel, in der einmal ein Kuchen aus Halle gekommen ist, und es war längst meine fixe Idee, eine Schachtel mit geschlagenem Zucker ganz angefüllt zu sehn. Ich habe sie einmal bei Carolinen vorgebracht, bin aber immer abgeschlagen worden. Da ich nun hier die Zucker- herrschaft allein führe, habe ich nicht widerstehen können. Damit Grimm mich nicht auslachte, habe ich das große Werk um Mitter- nacht vorgenommen und mich, da ich fertig war, ordentlich 122