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[   Band 7 Brief 68:    Humboldt an Caroline    Burgörner, 4. November 1822   ]


machen. Der Käse ist jetzt in Burgörner vortrefflich. So war
das Souper sehr anständig, wenn auch mäßig. Wir blieben noch
bis 10 zusammen, und heute morgen haben wir gegen 8 gefrüh-
stückt. Wie wir noch frühstückten, noch in der heiligen Frühe,
ließ sich Keller melden. Wir erblaßten beide bei dem Wort.
Aber man mußte ihn annehmen. Er blieb zum Glück nicht lange.
Motz hat ihn ganz naiv gefragt, ob er um seinen Abschied ge-
schrieben habe. Er verneinte es aber. Er ist noch gar nicht be-
stätigt und weiß noch nicht, wie man sein Examen gefunden hat.
Gegen 11 fuhr Motz weg.
Rust *) ist doch sehr aufmerksam, gleich von Verona aus zu
schreiben. Er hat es aber überhaupt auf uns gemünzt. Alle
diese erwarten das Evenement, das nie kommen wird und nie
kommen möge **).
Lebe wohl, innigstgeliebte Seele. Ewig Dein H.


69. Humboldt an Caroline          Burgörner, 7. November 1822

Ich habe Dir bisher, geliebte Seele, nichts über die Zeit
meiner Rückkunft zu Dir geschrieben, so dankbar ich auch
empfunden habe, daß Du ihrer oft in Deinen Briefen
erwähnst. Es war aber alles zu ungewiß, als daß es möglich
gewesen wäre. Jetzt aber ist es so weit, daß ich den Tag be-
stimmen kann. Ich denke Sonntag den 17. von hier abzureisen
und Montag den 18., abends, bei Dir zu sein. Ich freue mich
herzlich darauf, beste Seele, so gern ich auch noch hier bliebe, denn

———
*) Geh. Rat Rust, geb. 1775, berühmter Chirurg, der den Staats-
kanzler begleitete.
**) Gemeint ist das Ableben Hardenbergs und Humboldts Berufung
zum Staatskanzlerposten.

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