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[ Band 7 Brief 64: Humboldt an Caroline Burgörner, 28. April 1822 ]
Menschen unter unsern Bekannten, vom Großherzog von Weimar *). Er schreibt mir eigenhändig in seiner überhöflichen Manier und sehr freundschaftlich, daß er morgen nacht in Halle sein wird, um nach Dessau zu gehn, und daß ich doch den Abend in Halle sein möchte. Sein Zweck ist natürlich nur, den Abend weniger langweilig zu haben, nebenher auch, wie er mir schreibt, mich wo- möglich zu bereden, auf 8 Tage zu ihm nach Weimar zu kommen. Ihm die Zusammenkunft in Halle abzuschlagen, wäre wirklich sehr unfreundlich gewesen, ich gehe also morgen hin und komme über- morgen abend wieder. Es ist doch immer hübsch, daß der alte Mann die Zuneigung zu uns so unter allen Umständen behält und sich durch nichts irremachen läßt. Es ist bei manchen Schwächen eine edle Natur in ihm, die sich bis ans Ende erhält. Nach Weimar zöge mich wirklich die Lust, Goethen wiederzu- sehen, aber wenn der Großherzog da ist, ist der Zweck gerade gar nicht zu erreichen. Auf alle Fälle werde ich ihm sagen, daß ich im Mai nicht kommen kann. Hernach wird es sich finden. Es kommt mir ordentlich vor, als ob ich in eine große Stadt zöge nach der absoluten Einsamkeit hier. Die Kinder werden mich wieder beschuldigen, daß ich die Prinzen aufsuche. Dieser ist mir wirklich ja von selbst und bis ins Bett gerückt. Nun lebe innigst wohl, geliebtes Wesen. Ewig Dein H. 65. Humboldt an Caroline Burgörner, 6. Mai 1822 Liebes, süßes Herz, ich habe Deinen von Hardenberg **) mit- genommenen Brief erst Sonnabend nachmittag bekommen. Ich schreibe Dir nur ein paar Worte, um Dir zu sagen, daß ich wohl bin und wie unendlich ich mich freue, Dich zu sehen. ——— *) Karl August, geb. 1757, † 1828. **) Frhr. v. Hardenberg auf Wiederstedt, Landrat, Nachbar von Burgörner. 113