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[   Band 7 Brief 62:    Humboldt an Caroline    Burgörner, 21. April 1822   ]


müdendes. Die Geschichte mit Heindorf *) ist mir sehr fatal. Du
hast sehr recht, daß wir ein ausgezeichnetes Unglück mit Haus-
lehrern haben. Erst die dumme Unschlüssigkeit des Kandidaten
und nun dieser einfältige Vorfall. Wenn sich die Sache wirklich
so verhält, so kann man Heindorfs Betragen nicht tadeln. Er
hätte sich kaum anders benehmen können. Von der Seite würde
ich kein Bedenken hegen, dennoch das Verhältnis mit ihm einzu-
gehen. Aber nur sehr ungern und nur aus wahrer Not könnte
ich mich entschließen, auch nur drei Monate zu warten. Ich kann
mir nicht denken, daß er ohne alle Festungsstrafe darüber fort-
kommt. Wäre die auch nur auf drei Monate, so gehen mit den
Verhören und dem Fällen des Urteils doch immer sechse hin.
Wie mag aber Bopp die Beine bei dieser Bataille gesetzt
haben! Das hätte ich wirklich sehen mögen. Der Platen, der
alles das Unheil angestiftet, scheint aber in der Tat ein sehr wüten-
der Mensch zu sein. Ich mache nur zugleich die stille Betrach-
tung dabei, daß alle solche Dinge davon herkommen, daß die Leute
sich nicht abgewöhnen, außer den regelmäßigen Mahlzeiten noch
zu essen und zu trinken. Wenn sie wie ich lebten, geschähe so
etwas nie, und von Bopp, der so viel Sanskrit liest, wundert es
mich über alles. Ein Brahmane badet sich höchstens in der Sonnen-
hitze im Sande, wenn er ein Pläsier haben will. Es ist vielleicht
keine Sprache so reich an Ausdrücken für das Entsagen aller
körperlichen Genüsse.
Den armen Hermann wird mein letzter Brief in einer trau-
rigen Stimmung gefunden haben. Ich schrieb ihm so vergnügt
über sein baldiges Kommen.

———
*) Ein junger Mann, den Humboldts sich auf den 1. Mai als Haus-
lehrer verpflichtet hatten, war ohne seine Schuld in ein Duell verwickelt
worden, das die Folge einer Beleidigung in einem Weinlokal war. Pro-
fessor Bopp war zufällig Zeuge des Vorgangs gewesen.

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