< zurück Inhalt vor >
[ Band 7 Brief 60: Humboldt an Caroline Burgörner, 16. April 1822 ]
was ich von ihm sehe oder höre, ein, daß, wenn auch ein Mensch alle Gaben besitzt, ihm aber Geschmack und Grazie fehlen, es ewig nichts ist. Welcher Ungeschmack in allem, was er über meine Ab- handlung *) sagt. Dem und von allem, was dem auch nur ent- fernt ähnlich wäre, fern geblieben zu sein von früh an, danke ich wirklich dem Umgang mit Caroline **) und Dir. 61. Humboldt an Caroline Burgörner, 17. April 1822 Ich bin heute den ganzen Tag, liebe Li, in der Erwartung von Motz gewesen, aber noch ist er nicht gekommen, und es ist doch schon über 8 Uhr. Er hatte sich mir zwar erst nach dem 17. angekündigt. Allein heute früh kam ein Gendarm und brachte mir einen Befehl, den ihm Keller, unser Landrat, geschickt hatte. Der Unglückliche ist nämlich in Magde- burg, um sich examinieren zu lassen. Er versichert sehr naiv, daß er davor schon in seiner Kindheit immer einen Greuel gehabt habe, und nun gar im 62sten Jahr. Er spricht übrigens von Abschied- nehmen, wie auch der Erfolg sein möge. Nun dieser schrieb dem Gendarmen unterm 15., daß er heute früh hierher kommen und bei mir nach Motz fragen solle. Motz wolle ihn zum Wegweiser brauchen, und Motz würde vielleicht schon am 16. abends hier sein. Der Mensch hat den ganzen Tag gewartet, aber um 6 ist er fortgeritten und will morgen früh wieder hier sein. Ich freue mich sehr, Motz zu sehen. Er hat eine wahre Anhänglichkeit an uns. Die Puten sind nun auch in die Verbannung gewandert. Siersleben wird nun ein ordentlicher Mittelpunkt der Unzufriedenen. ——— *) »Über die Aufgabe des Geschichtschreibers.« **) v. Wolzogen. 106