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[   Band 7 Brief 47:    Humboldt an Caroline    Leipzig, 29. Julius 1821   ]


in die tausend Treppen und Gänge des Schlosses, sie war nicht
da. Ich hinterließ meinen Namen. Noch um 11 Uhr bekam ich
einen bedauernden und entschuldigenden Brief, sehr höflich, aber
in Französisch! Wenn die Menschen nur Deutsch schreiben wollten!
Und die Tochter von Leopold Stolberg brauchte wirklich es nicht
zu verschweigen. Ich hebe Dir den Brief auf. Er ist merkwürdig.
Zwischen 8 und 9 ging ich auf eine Stunde zu Palffys . . .
So, liebes Herz, weißt Du meine Fata von gestern. Die
Zwischenzeiten der Besuche füllte ich mit der Brühlschen Terrasse
und dem Zwinger aus. Der Zwinger, besonders von oben, ist
meine Lieblingspartie. Die schönen südlichen Orangen, und die
Pracht von Steinen und Treppen. Dresden kommt einem von
da leicht wie Florenz vor, obgleich die Ähnlichkeit nicht gerade
materiell ist, sondern in mehr intellektuellen Dingen liegt.
Nun lebe wohl, meine inniggeliebte Seele. Mein Diner
kommt, und ich möchte den Brief noch zur Post schaffen. Es ist
so unsicher, Briefe den Gastwirten zu überlassen. Umarme die
liebe, gute Caroline. Mit herzlicher und ewiggleicher Liebe Dein H.
Wie sehne ich mich dem 6. entgegen!


48. Caroline an Humboldt                      Teplitz, 29. Juli 1821

Ich will doch versuchen, ob diese Zeilen vielleicht vor mir
nach Burgörner kommen, geliebtestes Herz, zumal ich
Dir sagen kann, daß ich seit Deiner vorgestrigen Abreise
keinen Krampf wieder gehabt habe, auch besonders die letzte Nacht
recht gut geschlafen habe.
Und so geht ein Tag nach dem andern still dahin, und ich
hoffe, nach allen in Teplitz gehabten Leiden, recht wohl in Burg-
örner zu sein.

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