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[   Band 7 Brief 41:    Caroline an Humboldt     Karlsbad, 22. Juni 1821   ]


Das Wetter ist hier nach den ersten Tagen, wo es doch noch
leidlich war, schlimm und schlimmer geworden. Einmal eine Kälte,
wie ich sie unerhört finde in dieser Jahreszeit. Auf dem Gebirge
hat es stark geschneit. Heut regnet es. Bei solcher Lust kann
eine Kur wie diese nicht volle wohltätige Folgen haben. Vorgestern
hatte ich einen so lang währenden und so heftigen Anfall des fa-
talen Kopfwehs, wie ich ihn noch gar nicht hatte . . .


42. Humboldt an Caroline              Ottmachau, 24. Junius 1821

Ich habe, liebe Li, gestern Deinen Brief vom 15. bekommen,
und freue mich unendlich, daß Du wenigstens gut an-
gekommen warst und die ersten Tage gutes Wetter hattest.
Daß es gedauert haben sollte, kann ich mir freilich kaum vorstellen.
Hier ist es furchtbar. An meinem Geburtstage hatte ich mir
durchaus vorgenommen, auszufahren, an Gehen ist noch weniger
zu denken, und setzte es durch. Aber ich fuhr im Regen aus und
kam nur mit Mühe nicht ganz durchnäßt nach Hause. Seit meinem
letzten Brief erscheint die Sonne auch nicht auf Minuten mehr,
alles grau in grau. Wenn es in 8 Tagen nicht besser wird,
leidet die Ernte bedeutend. Der Weizen fängt schon an schwarz
zu werden. Was von Heu gemäht ist, ist ganz verdorben. Dies
alles ist nun der neuen Verpachtung gar nicht günstig, da die
Pächter kleinmütig und verdrießlich werden.
Meinen Geburtstag habe ich natürlich sehr einsam zugebracht.
Aber den Morgen hat mich ein Brief der lieben Kinder aus Land-
eck überrascht. Es war ein Fuhrmann gerade hierher übers Ge-
birge gegangen, und den hatten sie benutzt . . .
Zu den Begebenheiten meines Geburtstages gehört auch, daß
an demselben zwei Fasanen aus dem Ei gekrochen sind. Es ist

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