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[ Band 7 Brief 34: Humboldt an Caroline Reichenbach, 12. August 1820 ]
Etwa am 20. August kam Humboldt nach Burgörner, wo die Familie bis Anfang September blieb. Dann übersiedelte man nach Tegel. Dort langte am 16. September Gabrieles Verlobter, Bülow, aus London kommend, an. Er war endlich in England durch Graf Maltzan ersetzt und zum Vor- tragenden Rat in Bernstorffs Kabinett ernannt werden. Glückselige Wochen folgten für das Brautpaar in Tegel. Gegen Ende Oktober zog die Hum- boldtsche Familie nach Berlin ins Winterquartier. Im Dezember bringt Humboldt einige Tage in Tegel zu und schreibt von dort der Gattin kleine Stimmungsbilder aus seiner winterlichen Ein- samkeit, die uns wieder sein unvergleichliches Talent zeigen, dem Kleinsten und Einfachsten Interesse und Genuß abzugewinnen und die schlichtesten Lebensverhältnisse anmutig zu schildern. Er schreibt: 35. Humboldt an Caroline Tegel, 7. Dezember 1820 Ich bin glücklich hergekommen und mein Vorfahren muß auf dem harten Frost sehr vornehm geklungen haben. Auch waren gleich alle Vasallen bei der Hand. Die Stube war himmlisch warm. Wie ich mich gewärmt hatte, was indes gar nicht nötig war, da der kleine Wagen, wenn man gar keine Luft einläßt, wie eine Stube ist, und meine Bücher rangiert hatte, habe ich einen weiten Spaziergang gemacht durch den ganzen Park, über die Gebirge und nach dem See. Es war gar nicht kalt und es geht sich sehr gut. Kein Schnee, keine Glätte und harter Weg. Der See ist übergetreten, und man kann nicht zu unserem Steg kommen. Der Kahn steht noch wie er immer im Sommer war. Frage, liebe Li, August, ob ich ihn soll an den Prahm bringen lassen oder in den Hafen unter dem Steg. Ich verstehe mich nicht auf das Seewesen. Meine arme Schlaguhr hat die Fahrt nach Tegel für eine Nordpolexpedition angesehen und ist stehn geblieben. Sie ist nicht gefallen. Sei so gut, liebe Seele, und schicke mir von meinem Tisch die goldene Sekundenuhr. Du schickst wohl Sonnabend oder Sonntag. Sonnabend besorgt wohl Adelchen wieder meine Diners 71