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[   Band 7 Brief 31:    Humboldt an Caroline    Ottmachau, 30. Julius 1820   ]


und ich stehe um 1/2 4 wieder auf. Umarme die lieben Mädchen
und nunmehr auch Hermann. Ewig Dein H.


32. Caroline an Humboldt           Burgörner, 3. August 1820

Ich bin einen Tag später von Dresden ausgereist, geliebtes
Herz, weil ich einen Brief von Pauline Hohenzollern *)
bekam, der die inständige Bitte enthielt, noch einen Tag
zuzugeben, um mich noch zu sehn. Statt also den 29. fortzu-
reisen, bin ich erst den 30. um 1 Uhr Nachmittag abgereist.
Pauline und ihre Schwester Johanna **) waren die Nacht vorher
von Löbichau, dem Gut der Mutter, gekommen, und sie brachten
noch drei Stunden am Morgen bei mir zu. Diese Verspätung
hat mir die Freude gemacht, Deinen lieben Brief vom 23. Julius
noch in Dresden zu empfangen.
Den 30. also, nach dem sehr schweren Abschied der guten
Caroline von Ida, fuhren wir um 1 fort aus der lieblichen Stadt,
die mich wirklich aufs neue entzückt hat. Weigel war am Morgen
bei uns gewesen, hatte uns seine letzten Vorschriften gegeben und
mit nassen Augen Abschied genommen.
Larochens waren den 29. auch nach Dresden gekommen, und
wir trafen in Meißen wieder zusammen, wo sie und wir die Nacht
blieben. Wir bestiegen den Schloßberg und die Domkirche, die
drei sehr gute alte Gemälde enthält, zwei Cranach und ein Bild,
was sie dort für einen Dürer halten, allein Hirt ***), der es mir zu

———
*) Fürstin von Hohenzollern-Hechingen, geb. Prinzessin Biron von
Kurland, geb. 1782, † 1845.
**) Herzogin v. Acerenza-Pignatelli, geb. 1783, † 1876.
***) Alois Hirt, geb. 1759, † 1836, Archäolog und Kunsthistoriker.

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