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[   Band 7 Brief 31:    Humboldt an Caroline    Ottmachau, 30. Julius 1820   ]


wieder gebeten. Es war zwar etwas langweilig, indes habe ich
mich doch über den alten Mann sehr amüsiert. In einer sehr un-
reinen und dunklen Eßstube (das übrige Haus war besser) hingen
in drei kleinen Gipsmedaillons der alte Fürst Metternich, die Fürstin
und die kolossale Tochter. Ich mußte sie natürlich besehen, es war
aber vor Fliegendreck gar kein Zug zu erkennen. Wie er an die
Fürstin kam, sagte er: »Sie ist sehr von den Fliegen bemacht, sonst
ist sie aber eine gar schöne Dame, sie hängt auch schon 25 Jahre
hier.« Das Essen war nicht sonderlich und der Kaffee gräßlich.
Da aber Blumentöpfe in der Stube standen, so habe ich den
Moment wahrgenommen und die damit begossen, um meine Tasse
nur loszuwerden.
Heute ist auch die Feier meiner Besitznehmung vor sich ge-
gangen. Am Morgen habe ich die Schulzen, Verwalter, Schur-
wärter und Schaffer, ungefähr 20 Menschen, zum Handkuß zuge-
lassen, sie meiner Protektion versichert und sie zur Ordnung und
zum Gehorsam ermahnt. Am Mittag haben alle Knechte und
Mägde ein lauto pranzo *) empfangen, und den Armen der Stadt
Ottmachau habe ich 50 Taler und den drei zu den Vorwerken ge-
hörenden Dörfern 20 Taler gegeben. Diese Summen schienen
eben recht zu sein. Dazu schien zum Beginn meiner Herrschaft
die Sonne sehr freundlich, und so wird ja auch wohl das übrige
Gedeihen nachfolgen.
Mit meinen Geschäften bin ich noch nicht fertig und habe
namentlich den Pachtkontrakt noch nicht abgeschlossen. Zur Hilfe
habe ich einen recht angenehmen und gebildeten Mann, namens
Benzler, der in Stolbergs Diensten ist, gehabt, und werde ihn auch
wohl zur Oberaufsicht künftig behalten. Er versteht sich auf diese
Art Geschäfte, ist gewandt und fleißig. Er hat mir nun den Ent-
wurf zu den Bauten und der neuen Pacht gemacht. Morgen will

———
*) Herrliches Mahl.

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