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[   Band 7 Brief 24:    Humboldt an Caroline    Berlin, 14. Julius 1820   ]


übertrifft, was man hätte erwarten können. Er hat eine Manier
erfunden, in der das ganze noch gute Vordergebäude des Hauses
stehen bleibt, die Seite, die jetzt den Flügel macht, etwas kürzer
wird, und zwei neue Seiten hinzukommen, so daß das Ganze ein
massives Karree wird mit vier kleinen Türmen und einer höheren
Gloriette in der Mitte, nach Art der römischen Loggien, durch
welche das Ganze in der Mitte, wo die Treppe und das Zentrum
aller Kommunikationen ist, Licht bekommt. Die Kosten sollen 12000
Taler sein. So schön das aussieht, so bin ich doch nicht der
Meinung, daß man auf das Ganze gleich eingeht. Allein für die
Ausführung eines Teils bin ich wohl, wenn es Dir recht ist. Der
Plan ist nämlich so künstlich eingerichtet, daß man ihn teilweise
ausführen kann und keinen Fuß aus dem alten Gebäude (Vorder-
gebäude und Flügel) zu setzen braucht, ehe man nicht wieder etwas
Neues erhält. Nun soll die Seite, die dem Vordergebäude gegen-
über ist, ein bloßer Antikensaal sein, in der Zeichnung wirklich sehr
hübsch. Dieser, wenn er allein ausgeführt würde, hinderte das
übrige Haus in nichts. Man könnte, wenn er fertig wäre, das
Ganze ohne Übelstand so stehen lassen und den Kindern den Bau
der anderen Seiten anheimstellen, und man hätte doch den Zweck
erreicht, die Sachen, die wir haben, schön und sicher zu stellen, hätte
Raum für mehrere, und stiftete seines Namens Gedächtnis, da
niemand sonst in der Gegend ein Museum besitzt. Aus diesen
Gründen bin ich wirklich, wenn Du willst und sonst nichts da-
zwischen tritt, dafür. Der Bau dauerte leicht zwei Jahre, kosten
würde er wohl, da ich Schinkels Anschlägen nicht traue, 6000
Taler. In Ottmachau gebe ich nun den Schloßbau auf und denke
nur auf Erhaltung. Wann werden wir dort wohnen? Schwerlich je.
Man könnte freilich für 6000 Taler viel neue Kunstsachen
kaufen, aber mehr kaufen, ohne etwas sicher zu stellen, ist auch nicht
ratsam, selbst nicht für die Sachen. Stürben wir beide in kurzer

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