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[ Band 7 Brief 22: Humboldt an Caroline Tegel, 7. Julius 1820 ]
ganz unrecht, nur glaube ich, war die Absicht der Kabinettsorder anders. Ich habe daher Rother gebeten, die Sache zu untersuchen, mit dem Staatskanzler zu sprechen und mir zu sagen, wie man die Stelle eigentlich verstanden hat. Sagt er mir, daß das Finanz- ministerium recht hat, so werde ich mich dabei beruhigen, denn wahr ist es, daß ich immer die Revenuen der 5000 Taler habe, auch wenn ich das Inventarium nicht bekomme. Das Objekt kann 10, 12000 Taler betragen. Du siehst aber auch daraus, teures Kind, wie nötig es war, daß ich hier blieb. Überhaupt sehe ich voraus, daß es noch Häkeleien in Menge geben wird. Gehen wir künftig Jahr früh nach Burgörner, und Du erst im Julius nach einem Bade, wenn es sein muß, so sind wir auch an meinem Geburtstage beisammen, was mir eine herzliche, lang- ersehnte Freude sein sollte. Es ist dann ordentlich poetisch, im zehnten Jahre, wie Ulysses Irrfahrten. Was Du darüber so gut und lieb sagst, hat mich tief gerührt, teures Herz. Du bist immer die Güte und Liebe selbst. Das Gerücht, daß ich als Gesandter nach Frankfurt gehe, ist dergestalt in Berlin verbreitet, daß Wolf *) mir neulich schrieb, er bedaure, daß er bei meiner Ankunft nicht mehr in der Gegend sein werde. Er geht nämlich nach Schlangenbad. Ist das nicht prächtig? Das fehlte mir noch! Der ganz unschuldige und bloß freundschaftliche Besuch von Witzleben, wo wir gar nicht von öffentlichen Geschäften gesprochen haben und nicht einmal allein ge- wesen sind, hat allen solchen Gerüchten neue Nahrung gegeben. In Burgörner können wir nur ein Lager aufschlagen: 20 Per- sonen wir, Vater **), Rauch, Kohlrausch mit Frau, Wärterin und Kind!! Montag waren wir in Schönhausen, und ich kam erst gegen ——— *) Fried. Aug. Wolf, geb. 1759, † 1824, der berühmte Philolog. **) Joh. Severin Vater, geb. 1771, † 1826, Orientalist. 46