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[   Band 7 Brief 21:    Humboldt an Caroline    Tegel, 3. Julius 1820   ]


worauf Du, liebe Seele, und ich, wenn ich auch, wie ich sehr
wünsche, immer in meiner jetzigen Freiheit bleibe, doch gewiß mehr
sehn, als auf etwas Geld mehr. Es wird so schon nicht zu ver-
meiden sein, daß die neidischen und übelwollenden Menschen, da
einmal die Kabinettsorder günstig für mich ist, davon ein Geschrei
machen und sagen, daß ich nur auf diese Weise auf das Gehalt *)
Verzicht geleistet, um desto mehr in Kapitalwert zu empfangen,
so unrecht dies ist. Denn obgleich die Kabinettsorder sehr günstig
ist, so tut sie doch auch nicht mehr, als die Sache so zu stellen,
wie sie, der Billigkeit und Gerechtigkeit nach, wirklich sein muß.


22. Humboldt an Caroline                     Tegel, 7. Julius 1820

Ich hoffe jetzt, Ende künftiger Woche abreisen zu können,
allein gewiß ist es noch nicht. Das Finanzministerium
schmälert mir ganz unerwartet eine Summe, auf die ich
rechnete. Ich verstand nämlich die Kabinettsorder so, daß ich das
ganze Inventarium erhalten sollte. Ich schrieb Dir aber gleich,
daß sie nicht recht deutlich und gut gefaßt sei. Das Finanzmini-
sterium geht nun auf den Umstand zurück, daß 1818, 19, wovon
das Pachtquantum der Berechnung zugrunde gelegt werden sollte,
der Pächter einen großen Teil des Inventariums eigen hatte, und
doch die Pacht gab. Es sagt also, daß ich diese Pacht auch er-
halten kann, wenn mir gleich dies Inventarium nicht gehört, und
da in der Kabinettsorder die Worte stehen, daß ich das zur Er-
zielung der 5000 nötige Inventarium haben soll, so sagen sie,
brauche ich dies Inventarium nicht, weil ich die 5000 auch ohne
dasselbe bekomme. In allem dem hat das Finanzministerium nicht

———
*) Eigentlich Pension von 6000 Talern, die Humboldt bei dem Ab-
schied aus dem Staatsdienst zustand und auf die er verzichtet hatte.

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