Wilhelm von Humboldt, Caroline von Humboldt">
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[ Band 7 Brief 21: Humboldt an Caroline Tegel, 3. Julius 1820 ]
Heute ist übrigens ein schwerer Tag. Adelchen und August gehen schon zum Essen zum Geburtstag des Prinzen *) nach Schön- hausen, ich bin leider erst zum Abend gebeten, wo ein kleiner Ball ist, doch bloß die Familie und wenige Menschen sonst. Wenn ich sage: ein schwerer Tag, so ist das nur eine façon de parler. Denn eigentlich bin ich sehr gern unter Prinzen und Prinzessinnen, was gewiß noch von meinem seligen Vater kommt. Alexander hat im Grunde dieselbe Passion. Es ist auch selten, daß der Vater und die beiden Söhne Kammerherren sind. Aber die Welt ist so anders geworden, daß ich für Theodor und Hermann das gar nicht hoffe, und der Glanz nun wohl aussterben wird in der Familie. Aber für Bülow habe ich schon längst den Plan. August ist immer gegen die Kammerherren, und ich verhalte mich ruhig. Mit niemand streit’ ich. Aber innerlich bin ich sehr dafür. Es ist eine so leichte poetische Würde, nicht wie die anderen schwerfällig mit Gehalt und Geschäften beladen. Vorgestern abend war Prinzessin Luise bei uns, bloß sie, Elisa **) und die vier Söhne, so liebenswürdig und freundschaftlich, wie Du es Dir nur denken kannst. Es war wirklich gräßliches Wetter. Kein Sonnenstrahl, manchmal wahrer Sturm, und die Luft nur im Ganzen milde, wenn man einmal recht dezidiert war, sie so zu finden. Sie kam gegen 6 und blieb bis 8. Zuerst ging sie durch das ganze Haus. Sie war schon an der Schwelle meiner Schlafstube und hätte beinah alles Verborgene gesehn, wenn ich nicht schnell Vorkehrung getroffen hätte. Dann gingen wir auf den Berg, indes ließ ich Augusts und meinen Wagen über das Feld an den Ausgang des Parks fahren. Da stiegen wir ein und fuhren bis an die Ablage des Sees beim Hopfengarten. Dann gingen wir wieder bis an die Spitze des Feldes am See und ——— *) Wilhelm, Bruder Friedrich Wilhelms III., geb. 1783, † 1851. **) Elisa Prinzessin Radziwill, geb. 1803, † 1834. 43