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[   Band 7 Brief 20:    Caroline an Humboldt     Karlsbad, 1. Julius 1820   ]


dorn ist in solchen Dingen wohl nicht viel zu rechnen, und der
Premierminister *) wird sehr alt. Doch wird der wohl das beste tun.
Über den 1. September, gestehe ich, bliebe ich nicht gern in Burgörner.
Die Kabinettsorder finde ich sehr gnädig, und es haben mich
mehrere Stellen an ihr frappiert. Wer mag sie konzipiert haben?
Ich habe auch meine besonderen Gedanken dabei gehabt, das kann
ich nicht leugnen. Zu dem Ganzen wünsche ich Dir auf das herz-
lichste Glück, und glaube, daß man das mit vollem Rechte kann.
Ich muß aufhören. Ingerslebens **) haben mir einen langen
Besuch gemacht.


21. Humboldt an Caroline                        Tegel, 3. Julius 1820

Ich habe gestern zum erstenmal eingeheizt, liebe Li, und Du
glaubst nicht, wie freundlich herbstlich es in meiner Stube
war. Juliane hat Adelchen gesagt, sie habe es gleich
aufgeschrieben. Du siehst, daß wir Annalen unseres Schloßlebens
halten. Den Junius habe ich mit unnachahmlicher Geduld die
Kälte ertragen. Aber am 30. habe ich unter meiner eigenen Auf-
sicht alle Schornsteine fegen lassen, und nun ist mir für mich alles
Wetter gleichgültig. Ich habe wie Prometheus in seiner Rute,
das Feuer im Ofen, und sie mögen mit dem Wetter anfangen,
was sie wollen. Auch scheint sich das Wetter pikiert zu haben,
es ist heute wärmer, wie ich aufstand schien die Sonne. Da habe
ich auch gleich den Ofen ruhen lassen. Mit Göttern soll sich nicht
messen der Mensch. Der Ofen hat mich übrigens begeistert, und
ich schicke Dir die Frucht ***) seiner Wärme, von Herrn Sachse sauber
abgeschrieben.

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*) Dunker, Sekretär des verstorbenen Präsidenten v. Dacheröden.
**) Oberpräsident der Rheinprovinz, geb. 1764, † 1831.
***) Das Gedicht: »An die Sonne«.

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