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[ Band 7 Brief 8: Humboldt an Caroline Tegel, 29. Mai 1820 ]
8. Humboldt an Caroline Tegel, 29. Mai 1820 Also nach Karlsbad und Teplitz, arme, liebe Li. Ich hatte es mir eigentlich vorher als unvermeidlich gedacht, und so hat mich die Nachricht der Gewißheit nicht überrascht. Ich kann auch nicht leugnen, daß ich, trotz meiner Abneigung gegen jeden Badeaufenthalt, doch Vertrauen zu diesen böhmischen Bädern habe. Bestehe also immer, teures Kind, die freilich arge Lange- weile und brauche die Kur recht ordentlich. Wenn Du auch diesen Winter nicht eigentlich krank gewesen bist, so hast Du doch vielge- litten, und was das meiste ist, das Gefühl der Gesundheit ent- behrt. Wenn Du mit zwei Monaten in diesem und zwei in dem folgenden Jahre Dich davon befreien könntest, wäre es doch sehr schön. Wenn Du wirklich wieder hergestellt bist, können wir auch wieder eine Reise unternehmen. Ein Jahr wären wir wohl von selbst noch geblieben. Aber ewig ist’s nicht nötig und verliert seinen Zweck. Die Verlängerung unserer Trennung tut mir sehr leid, süße Seele, aber die acht Wochen vergehen doch schnell, und es bleibt immer ein großer Trost, weder durch Entfernung noch andere hemmende Umstände so gebunden zu sein, daß ich Dich nicht in drei Tagen immer finden und bei Dir sein könnte. Ich lebe jetzt ganz eigentlich von der Erinnerung. Es war unendlich hübsch, den ganzen Winter so ununterbrochen mit Dir zu sein, und es hat mich schon jetzt recht oft eine tiefe Sehnsucht überfallen, Dich an mein Herz zu drücken. Für tausend Dinge, die ich nur Dir so sage, lebe ich in vollkommener Einsamkeit. Ich sehe jetzt dem August still entgegen und freue mich im voraus, daß er uns wieder zusammenführen wird. Ottmachau soll, denke ich, nicht im Wege sein. Später hingehen werde ich wohl freilich erst können, aber ich sehe auch nicht ab, daß ich notwendig so lange bleiben müßte. 15