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[   Band 7 Brief 6:    Humboldt an Caroline    Tegel, 26. Mai 1820   ]


einmal ennuyiert habe«. Ich schrie ordentlich auf: »Ach ja! es ist
mir noch alles gegenwärtig.« Das half aber nicht. Altenstein
hat er dieselbe Geschichte auch erzählt. Wenn der ihn nun doch
nach Berlin nimmt, so kann er wenigstens Ilgen nicht den Vor-
wurf machen, daß er ihm sein Talent, die Leute zu ennuyieren,
verheimlicht hätte. Süvern *) meint auch, wie es gehn würde, wisse
er gar nicht.
Nicolovius **) grüßt Dich sehr. Ilgen natürlich auch, und wie
Du nur hier bist, kannst Du den Krebs alle Abend beim Tee haben.
Mit der Dotation ist es nun einen Schritt weiter. Das
Finanzministerium hat dem Kanzler geantwortet.


7. Caroline an Humboldt                         Dresden, 29. Mai 1820

Es hat mich ganz unendlich gefreut, Deinen Brief vom 22.
zu erhalten, geliebtes Herz, wo Du nun schon Nachricht
von uns hattest. Ja, mit meiner Gesundheit geht es hier
wirklich sehr leidlich. Wenn es nicht Vermessenheit wäre, so würde
ich gewünscht haben, daß Weigel einmal das Zucken in den Füßen
mit angesehn hätte, aber von dem kommt nichts, oder doch so un-
bedeutend, daß es eben Vorüber wäre, wenn ich ihn rufen ließe.
Das sind so von den Neckereien, die ich kenne.
Die arme Ida war wieder gestern außerordentlich leidend, und
es schnitt mir durchs Herz, wie sie mehrmalen sagte: »Ach, ich bin
nicht mehr dieselbe, mein Leben ist zerknickt.« Ihr Hauptleiden ist
im Kopf, und leugnen kann man’s nicht, ihre Lebhaftigkeit, ihr

———
*) Joh. Wilh. Süvern, geb. 1775, Mitarbeiter Humboldts an der
Reform des Unterrichtswesens 1809.
**) Georg Heinr. Ludw. Nicolovius, geb. 1767, † 1839, Staatsrat, früher
unter Humboldt Direktor der Kultusabteilung.

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