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[ Band 7 Brief 3: Caroline an Humboldt Dresden, 17. Mai 1820 ]
von Großenhayn bis Dresden, wo wir um 8 Uhr ankamen, Chaussee. Gestern haben wir den ganzen Tag von 11 Uhr an bei Ida *) zugebracht. Sie ließ uns nicht fort. Heute morgen waren wir ein paar Stunden auf der Galerie, wo wir gegenüber wohnen, und es war mir ein großer Genuß, die alten, lieben, wohlbekannten Bilder wiederzusehen. Es ist doch ein unendlicher Schatz! Wir fanden viel Bekannte. Den 18. Weigel ist krank geworden, und sein Fieber scheint einen ent- zündlichen Charakter anzunehmen. Du kannst denken, wie fatal mir das kommt. . . . Heute schließe ich, mein teures Herz, und umarme Dich auf das innigste. Meine Gedanken sind wie meine Liebe um Dich. 21. Mai 1820 Auf der Galerie bin ich nun hier schon mehrmalen gewesen. Das große Bild von Correggio aus seiner ersten Manier war damals vor einigen 20 Jahren schon mein Lieblingsbild und ist es noch, das Bild von Holbein mit der knienden Bürgermeisterfamilie habe ich erst jetzt recht verstehen lernen. Ewig wahr bleibt es, daß jeder Meister sich selbst, seine eigene Empfindung, sein tiefstes Sein mit in seine Bilder malt. 4. Humboldt an Caroline Tegel, 22. Mai 1820 Ich habe gestern Deinen Brief vom 17. und 18. empfangen, liebe Li, und mich unendlich gefreut, von Dir zu hören. Du bist wirklich recht schnell gereist. Caroline muß Dir sehr dankbar sein, daß du wirklich gemacht hast, daß sie keine Minute ihres Geburtstages im Wagen gewesen ist. ——— *) Gräfin Bombelles, geborene Brun, geb. 1795, deren Gatte österreichi- scher Gesandter in Dresden war. Vgl. Gabriele v. Bülow, S. 30 f. 7