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[ Band 6 Brief 231: Humboldt an Caroline Berlin, 11. August 1819 ]
Von des Papstes Sachen hat mir die Medusa am besten gefallen. Rauch versichert, daß sie an Arbeit, des Materials wegen, ein fast einziges Stück sein soll. Die Granitsäule ist sehr schön, die von Rosso antico etwas dünn. Die Wappen des Papstes an allen sind immer ein Andenken für die Familie. Als wir so be- scheiden in Rom einzogen, liebe Seele, dachten wir nicht, daß sich der Papst so bei uns verewigen würde. Die Graburnen von Palombino haben mir wieder sehr ge- fallen. Rauch hat mich darauf aufmerksam gemacht, wie hübsch die Idee der Deckel ist. Er meint, sie wären Vorstellungen des Aschen- haufens, die Farbe des Steins paßt auch sehr gut zur Asche, und dann wären sie mit Fleiß so geformt, daß man sie gar nicht an- fassen und gar nicht abnehmen kann, damit das Verschlossene ewig darin verschlossen bliebe. Bei der Asche fällt mir ein, hast Du denn aus den Zeitungen gehört, da Du sie nicht liesest, daß, als jetzt die Stadt Parga durch die Engländer den Türken übergeben wurde, nicht bloß alle Einwohner mit Weib und Kind ausgezogen sind, sondern vorher auf dem Markte feierlich die Gebeine ihrer Väter verbrannt haben. Die Männer standen dabei gewaffnet in den Türen, die Weiber und Kinder waren in den Häusern und er- warteten ihr Schicksal. Denn die Türken standen schon ganz nahe und die Einwohner sagten den Engländern voraus, daß, wenn ein Türke die Stadt beträte, ehe sie abgezogen wären, sie ihre Weiber und Kinder ermorden und sich bis auf den letzten Mann ver- teidigen würden. Es ist ordentlich schauerlich, wenn durch die konventionellen und kaltgeregelten Verhältnisse, von denen man immer so in den Zeitungen liest, auf einmal etwas so Wildes und antik Menschliches bricht, und das doch eigentlich uns so nahe und unter Christen. Denn die Einwohner von Parga sind Griechen. Die Engländer haben die Türken vermocht, später einzuziehen. Es ist nicht die Verhandlung, die der neuesten Politik die meiste 593