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[ Band 6 Brief 231: Humboldt an Caroline Berlin, 11. August 1819 ]
Ehre macht, und es ist mir ordentlich lieb, nie etwas damit zu tun gehabt zu haben. Lebe jetzt wohl, mein süßes Kind. Das Treiben des Tages geht an. Den 12. Ich schrieb Dir neulich, teure Li, nicht weiter über den Kanzler, weil ich es nicht durch die Post mochte. Ich kam um 2 Uhr hin, und da wir erst um 4 aßen, so hatten wir vollkommen Zeit mit- einander allein zu reden. Ich hebe Dir nur vorzugsweise heraus, was unser persönliches Verhältnis betrifft. Er hatte alles, was er an Amabilität und Freundschaftlichkeit besitzt, arboriert; ich brauche dies Wort, weil ich auf keine Weise glauben kann, daß es Wahr- heit sei, wenigstens nicht die eigentliche, die sich immer gleich bleibt, sondern nur so die augenblickliche und vorübergehende, allen Umständen leicht weichende. Nach den ersten Minuten sagte er mir gleich mit Händedrücken: Lassen Sie uns nur hübsch immer mitein- ander gehen und einig bleiben. Ich erwiderte etwas kalt: Wenn es nur geht, so will ich es recht gern, und fing nun von den Sachen selbst an zu reden. Nach einiger Zeit kam er auf das- selbe zurück und sagte wieder: Es gibt Dinge, die es sehr schwer ist durchzusetzen, darum muß man darin gemeinschaftlich handeln, in diesem Sinn meinte ich das Zusammengehen. Dann setzte er hinzu: und wir sind ja immer Freunde gewesen, warum würden wir es jetzt nicht sein. Ich antwortete ihm, daß ich das von seiner Seite in Frankfurt nicht empfunden habe, er habe mich dort nicht bloß unfreundschaftlich, sondern geradezu sehr unhöflich be- handelt; denn die Kabinettsordren seien doch von niemandem ge- schrieben als von ihm. Er gab das letzte gleich zu, wollte sich aber entschuldigen und meinte, ich hätte damals nicht einmal klug gehandelt. Wir wurden dabei unterbrochen und waren hernach nicht wieder allein. Indes bleiben alle Äußerungen zwischen uns 594