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[   Band 6 Brief 226:    Humboldt an Caroline    Berlin, 30. Julius 1819   ]


und den ganzen Abend zu Larochens. Die Berg nimmt den
allgemeinen Weg aller Menschen und geht nach Ems, zum
Teil wegen ihrer Gesundheit, zum Teil der Herzogin von Cumber-
land wegen. Larochens haben mich auf das Herzlichste empfangen,
wie Du denken kannst. Sie lassen Dir das Schönste und Freund-
schaftlichste sagen.
Von Lusi vergaß ich Dir noch zu sagen, daß der Staats-
kanzler gegen ihn Bülow sehr über Tisch gelobt und bedauert hat,
daß er auch nicht in London bleiben wolle.
Heute früh bin ich noch nicht aus gewesen, aber Kunth, Wol-
fart *), Uhden **), Kohlrausch und viele andere Menschen waren
bei mir, auch Schleiermacher.


227. Caroline an Humboldt                     Ems, 30. Julius 1819

Dein vorgestern empfangener Brief vom 25. aus Erfurt hat mir,
teuerstes Herz, die überraschendste Freude gemacht. So früh
erwartete ich keine Nachricht. Von Boisdeslandes hingegen
haben wir noch kein Lebenszeichen seit Deiner Abreise, und da vor-
gestern der Prinz und die Prinzessin Wilhelm ***) angekommen sind, so
mußten die Kinder gestern in bloßen Musselinkleidern ihre Auf-
wartung machen. Der Prinz kam den Nachmittag zu uns, wie
wir Kaffee tranken, und blieb wohl zwei Stunden. Nachher gingen
wir zur Prinzessin. Sie sieht etwas blaß aus, ist aber doch noch
ungemein schön. Beide waren sehr gnädig, bedauerten zwar, Dich

———
*) Arzt.
**) Wilhelm Uhden, geb. 1763, † 1835, Staatsrat.
***) Marianne, geborene Prinzessin von Hessen-Homburg, geb. 1785, † 1846.

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