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[ Band 6 Brief 216: Humboldt an Caroline Frankfurt, 21. Junius 1819 ]
wie ich. Du bist das ergebenste, geduldigste Wesen, das es geben kann. Und die Heiterkeit kehrt gewiß immer gleich zurück, wie Dich der Schmerz und Krankheitsgefühl verlassen. Sie ist die innere schöne Blüte der Harmonie Deines Wesens und entspringt daher, daß Du in Dir immer mit höheren zu stiller Betrachtung führenden Ideen, nicht mit kleinlichen, unruhig anspannenden Gegenständen der Wirklichkeit beschäftigt bist. Lebe innigst wohl, ewiggeliebtes Herz. Vielleicht ist dies der letzte ausführliche Brief, den ich Dir in dieser Trennung schreibe, und an unserm Hochzeitstag also vielleicht wird mir das Glück, Dich wieder zu umarmen. Ewig Dein H. 217. Caroline an Humboldt Stuttgart, 25. Junius 1819 Geliebtes Leben, ich habe hier, wo ich gestern angekommen bin, Deinen Brief (vom 21.) bei Küster *) gefunden. Ich gehe morgen nachmittag von hier nach Heilbronn, und übermorgen mittag hoffe ich in Heidelberg zu sein. . . . Ich habe hier die arme Schick wiedergesehen, die noch um ihren Mann weint und viel Unglück mit den Kindern erlebt hat. Sie war so bewegt, mich wiederzusehen. Es war dämmricht im Zimmer, und sie erkannte mich gleich an meiner Stimme. — Ich bin auch bei Dannecker gewesen. Schillers Büste ist doch wohl sehr schön, allein sein Christus, wie er jetzt wenigstens ist, gefällt mir nicht. Es ist vielleicht eine unauflösbare Aufgabe, aber er behandelt das Modell auch anders, als ich mir denke, daß es behandelt werden müßte, um eine Idee auszudrücken, eine Freiheit ——— *) Johann Emanuel v. Küster, geb. 1764, † 1833, Gesandter. 569