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[   Band 6 Brief 214:    Humboldt an Caroline    Fulda, 14. Junius 1819   ]


Stein habe ich noch hier gefunden. Ich war heute früh bei
ihm, und esse den Mittag bei ihm. Es tut ihm sehr leid, daß er
Dich nicht wird abwarten können, aber er denkt ganz ernstlich auf
eine Möglichkeit, Dich nachher zu besuchen, wenn er nur erst weiß,
wie es mit Deinem Bade und Deinem Aufenthalte wird.
Ich habe Deinen Brief vom 5. bekommen, und mit unendlicher
Freude gesehen, daß Du in Mailand angekommen bist. Sei mir
nur nicht böse, innigstgeliebtes Herz, ich habe etwas getan, womit
Du nicht ganz zufrieden sein wirst, aber es war mir nicht anders
möglich. Ich ängstigte mich zu sehr, ich habe Dir Weigel ent-
gegengeschickt. Er wollte am 8. abgehen und reist Dir bis Bern
entgegen. Er muß, meine ich, in Bern ankommen, ehe Du es ver-
lassen hast. Ein guter Arzt ist doch der beste und sicherste Reise-
begleiter. Es ist eine unendlich große Freundschaft von ihm, er ist
Dir sehr gut. Noch einmal, sei mir nicht böse!


215. Caroline an Humboldt                    Turtmann, 15. Junius 1819

Wir sind gestern glücklich über den Simplon bei dem aller-
herrlichsten Wetter gegangen, mein teuerstes Herz. Sonn-
tag gingen wir bei halbbedecktem Wetter von Milano ab,
und sahen den Abend, beinah bei eintretender Nacht, den Koloß,
den man den heiligen Borromäus nennt. Er sah recht schauerlich
aus, wie er über den See hin herrscht. Die Blitze erleuchteten
nicht allein den immer nächtlicheren Himmel, er flammte ordentlich
von ihnen auf. Montag, den 13., war das Wetter traurig und
regnigt, wir blieben in Domodossola, was eine reizende Lage
zwischen hohen Bergen hat. Mir war sehr bange für den Über-
gang. Allein das Wetter hellte sich in der Nacht auf, der Himmel

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