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[   Band 6 Brief 212:    Caroline an Humboldt     Mailand, 5. Juni 1819   ]


212. Caroline an Humboldt                      Mailand, 5. Juni 1819

Wir sind glücklich hier vorgestern angekommen, und ich habe
die sehr große Freude gehabt, gestern vormittag einen
recht frischen Brief von Dir zu bekommen, teures, ge-
liebtes Leben, aus Nassau vom 21. Mai. Unsere Reise war ohne
allen Unfall, aber langweilig.
Der Dom hier hat mich aufs neue sehr frappiert, er ist unter
der vorigen Regierung ausgebaut worden, und ich kann Dir gar
nicht genug sagen, wie schön und rein diese luftige Form sich gegen
den blauen Himmel abhebt. Wir haben ungemein schönes Wetter
und schon bedeutende Wärme.
So warst Du in Nassau? Mein allerteuerstes Leben, ich weiß, wie
es tut, unter anderen Umständen in demselben Ort sein — eine wunder-
bare Empfindung. Schmerzlich ist es für mich, daß der liebe, gute Alte,
wo ich doch wahrscheinlich in Ems sein werde, nicht in Nassau ist. . ..
Mein süßes Leben, den 22. werde ich Dich nicht erreichen
können, nimm meine allerherzlichsten Glückwünsche zu dem Tage,
der das Glück meines Lebens begründet hat. Sobald ich über die
Alpen bin, werde ich Dir einige Zeilen schreiben. Von Bern aus
werde ich den Tag unserer Ankunft wahrscheinlich bestimmen können.
Du wünschest mir Deine Gesundheit und wolltest dafür mein
Übel nehmen. Nein, süße, liebe Seele, das möchte ich doch auf
keinen, keinen Fall. Ich habe schon Zeit krank zu sein. Auf meine
Laune hat es überdem gar nicht gewirkt, sowie ich leidlich bin, bin
ich wieder ganz heiter, und wenn ich leide, wenigstens nicht ungeduldig.
Wir haben Gabrielle zu ihrem Geburtstag mit Kleinigkeiten
angebunden. Nimm mit dem schlechten Brief so vorlieb, liebstes
Herz, meine Hand schmerzt mich so sehr. Ewig in treuer Liebe Dein.

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