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[ Band 6 Brief 211: Humboldt an Caroline Frankfurt, 3. Junius 1819 ]
Aber ich hoffe, Du wirst meinen Entschluß billigen. Ich habe einen Brief von Kerssenbrock über meine Dotation erhalten. Da es mit dieser gar nicht gut gehen will, so schlägt er mir vor, ich sollte, da Graf Ingenheim Seeburg verkaufen wolle, ein Arrangement machen, daß ich dies mit dem Gelde meiner Dotation und einem Zuschuß von mir selbst bekäme. Es scheint mir nun zwar, daß Seeburg ein zu großes Objekt ist, indes gefällt mir der Vorschlag darin, daß, wenn ich selbst im Ministerium bin, es sehr unangenehm ist, mit dem Finanzministerio über die Dotation zu streiten. Ohne aber Seeburg gesehen zu haben, kann man doch auf eine solche Idee gar nicht eingehen. Nun könnte ich zwar über Burgörner gehen, wenn ich nach Berlin zurückkehre, aber das kann in wer weiß wie langer Zeit sein, und ich muß mich über die Dotation früher und gleich jetzt wenigstens einigermaßen entschließen. Da wir nun gar nichts zu tun haben, sondern bloß unnütz herumgehen, so habe ich mich entschlossen, heute abend wegzureisen und auf drei, vier Tage nach Burgörner zu gehen. Ich habe Bernstorffen und dem Kanzler geschrieben, ich hoffte, der König werde es verzeihen, ich hätte aber nötige Geschäfte auf meinen Gütern, und so denke ich, soll es kein Aufhebens machen. Ich muß am 14. und 16. be- stimmt hier sein, weil da ein Auftrag des Kanzlers, eine Kaserne in Jülich zu besehen, hier sein kann. Auch übrigens wird mir die Reise wohltun. Es hat das immer die Wirkung auf mich, und ich sehe gern Burgörner wieder. Vom Kirchberg habe ich zuerst das Haus gesehen, in dem ich so glücklich mit Dir nachher war. Glücklicher kann keine Zeit wiederkommen, aber vollkommen ebenso glücklich wäre sie mir jetzt, wenn ich mit Dir darin wäre und Dich gesund und nicht leidend wüßte. Lebe wohl, mein innigstgeliebtes Herz. Es kann niemand wieder so lieben, als ich Dich liebe. 559