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[ Band 6 Brief 206: Humboldt an Caroline Nassau, 21. Mai 1819 ]
dem größten Anteil nach Dir erkundigt, auch nach Mathilden. Er hat eine ordentlich kindische Passion der Erhaltung der Geschlechter. Er will auch schlechterdings, daß wir ein Majorat machen, die Töchter mit sehr wenig abfinden sollen, das ist, bei allen Adligen und die er von Vermögen glaubt, eine Lieblingsidee bei ihm. Ich bin nun gar nicht dafür, und Du vermutlich auch nicht. Mir ist schon öfter in mir davor bange gewesen, daß mit der ständischen Verfassung eine Gelegenheit kommen könnte, wo es gewissermaßen nötig wäre. Denn wenn, wie es doch sehr wahrscheinlich der Fall sein wird, eine Erste Kammer wäre, so würden bei dieser natürlich Majorate sein müssen. Nun wäre ich zwar nie gern in der Ersten Kammer, sondern immer lieber, wenn man einmal, auch künftig außer Dienst, daran Teil nähme, in der Zweiten, die lebendiger und wichtiger ist. Allein der König könnte es wollen, und dann wäre es schwer aus- zuschlagen. Du siehst hieraus, um welche Dinge hauptsächlich sich meine Unterredungen mit Stein drehen. Dem Staatskanzler können auch die Ohren klingen. Es wird seiner nicht immer zum Angenehmsten gedacht. Von dem Häuserkauf in Berlin für mehrere Minister hat Stein hier auch gehört. Er wünscht, daß ich mich dagegen erkläre, daß man für mich eins kaufe. Ich habe ihm gesagt, daß ich das allerdings tun würde, allein, daß es gar nicht nötig sein dürfte, da man für mich solche Zärtlichkeit gar nicht haben wird. Heute denken wir, daß Pfuel kommen wird, Stein hat ihm gestern einen Boten geschickt und ihn auf heute Mittag einladen lassen. Mit meinem Bleiben in Frankfurt nimmt es eigene Wen- dungen. Du weißt aus meinem vorigen Brief, daß ich glaubte, wir würden fertig werden ehe Du kämst. Vorgestern aber hatten wir eine Konferenz und sahen, daß W[essenberg] solche Depeschen bekommen hat, aus denen sich die Möglichkeit schließen läßt, daß 545