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[ Band 6 Brief 202: Caroline an Humboldt Florenz, 10. Mai 1819 ]
kenntnisse aus jener Zeit hat, war wirklich gerührt uns wiederzu- sehen. Abends kamen wir noch nach Perugia, wo wir den 6. blieben und mit Hilfe eines Wagens die vorzüglichsten Sachen in den Kirchen sahen. Den 7. gingen wir nach Cortona, wo wir im Dom die herr- lichen Bilder von Luca Signorelli sahen und die wundervolle Aus- sicht. Den 8. schliefen wir in Levano und gestern nachmittag, den 9., kamen wir hier an. Ich muß mich hier mehrere Tage ausruhen. Heute bin ich nur aufgestanden, um die Post nicht zu versäumen und Dir zu schreiben. Dann lege ich mich wieder hin, nicht daß ich etwa sehr krank wäre, aber ich muß meine armen Füße ruhen lassen. Sie sind ganz zerrissen von Schmerz, manchmal muß ich aufkreischen, so unvermutet und so schneidend fährt es hinein. Meine Brust ist jetzt auch nicht besonders. Ich huste viel und werfe aus. Die Herz ist sehr verständig und sehr gefällig auf der Reise. Brandis ist ein sehr sanfter, fein gebildeter Mensch, und Bekker, der stumme Bekker, ist sogar liebenswürdig, zuvorkommend und ge- sprächig geworden. Vor dem 22. reise ich nicht von hier, ich sehe schon, es geht nur langsam. Ach, meine Seele, wie innig freue ich mich zu Dir, freuen? das ist nicht das rechte Wort, zu Dir hinleben, das wäre es ungefähr. Ewig mit treuer Liebe Dein. (Am 11. geschlossen.) 538