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[   Band 6 Brief 201:    Humboldt an Caroline    Frankfurt, 10. Mai 1819   ]


dies ganze Jahr in London geblieben wäre. Was hätte ich machen
wollen, wenn man mir von Monat zu Monat geschrieben hätte,
daß man unfehlbar gleich eine Ernennung [eines neuen Gesandten]
machen würde. Darin bin ich Alexandern sehr viel schuldig, ohne
ihn wäre es schwerlich dahin gekommen. Aber seine Bemühungen,
und daß ich die Beendigung des hiesigen Geschäfts forderte, die
man mir zugesagt hatte, hat mich weggebracht. Man mag nach-
her den Schritt genug bereut haben.
Daß die lieben Mädchen auch so an Rom hängen, ist sehr
hübsch. Daß Du, Teures, es hast meinetwegen verlassen müssen!
Wir könnten so schön, so ruhig und so glücklich dort leben. Es
ist, wenn man es fühlt wie wir, das größte Opfer, das man in
der Welt den Verhältnissen, der Hoffnung zu helfen, und einer
Idee bringen kann. Das wird aber niemand glauben, und man
muß selbst nicht einmal anderen leicht so davon sprechen. Es
ist ordentlich einmal hergebracht, so etwas nie zu glauben und
immer zu meinen, daß man eine einflußreiche Stelle sucht, mit
Angst festhält und unglücklich ist, wenn man sie verliert.
Lebe wohl, innigst geliebte Seele. Umarme die guten Mäd-
then. Ewig Dein H.

Boisdeslandes erzählt mir eben, daß die Gräfin gestern wirk-
lich um 5 abends abgereist ist. Bei Tisch soll sie, nach Aus-
sage der Marqueure, noch sehr laut gewesen sein.

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