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[   Band 6 Brief 199:    Caroline an Humboldt     Perugia, 6. Mai 1819   ]


um mich. Es wird alles gut gehen. Von Florenz aus schreibe ich
Dir ordentlich, nimm, teures Herz, indessen mit den wenigen Zeilen
vorlieb.


200. Humboldt an Caroline                    Frankfurt, 7. Mai 1819

In Welckers *) Brief ist folgende Stelle: »Von Frau
v. Humboldt habe ich einen Brief, in dem sie sagt, daß
ihre Heiterkeit in dem Maße gewachsen sei, wie ihre
Gesundheit abgenommen. Sehr rührend.« — Wohl ist es sehr
rührend, teures Herz. Du bist eben die Liebe, die Geduld und die
Güte selbst. So unendlich ich sonst alles andere in Dir erkenne,
so ist es doch immer, als wenn die Güte alles überstrahlte, und
ob Du gleich zu aller Zeit immer die zuvorkommendste und größte
hattest, so ist es mir dennoch immer, als wenn sie mit jedem Jahr
wüchse. Ich kann es gar nicht vergessen, wie unendlich gütig Du
die letzten Monate unseres Zusammenseins von dem Tage an, da
wir nach Aschaffenburg kamen, bis zum letzten Moment gegen mich
warst. Wenn ich Dich nur erst wieder bei mir hätte! Ich will
gewiß so für Dich sorgen und Dich auch, soviel ich kann, amüsieren,
daß Du in jedem Augenblick sehen sollst, wie ich keinen Wunsch
habe, als Dich heiter und glücklich zu wissen. . ..
Habe Mitleid mit mir, bestes Kind, die Schlabrendorff ist
angekommen! Ich stehe jetzt oft früh, doch nur um 5 auf, und
wie es um 8 ist, da man mir den Kaffee bringt, höre ich die
Schreckenspost. Sie wohnt sogar im nämlichen Hause. Man hat
gar keinen Gewinn, wenn die Leute, die man nicht gern hat, viel
reisen. Man wird sie wohl auf eine Weile los, aber sie kommen

———
*) Friedrich Gottlieb Welcker, geb. 1784, † 1868, Altertumsforscher.

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